Zusammenfassung
Im April 1848, kurz nach der Pariser Februar-Revolution und dem Sturz Metternichs in Wien, als es in ganz Italien zu politischen Unruhen und Aufständen gegen die österreichische Herrschaft kommt, Toscana und Sardinien neue, liberale Verfassungen erhalten, Mailand und Venedig von den österreichischen Truppen geräumt werden müssen und es für einen Augenblick so aussieht, als werde Italien die von vielen so heiß ersehnte politische Einheit und staatliche Unabhängigkeit erreichen, schreibt Verdi an seinen Librettisten Francesco Maria Piave: »Die Stunde der Befreiung hat geschlagen, dessen sei nur gewiß. Das Volk will sie; und wenn das Volk sie will, dann gibt es keine absolute Macht, die ihm widerstehen könnte…. Du sprichst mir von Musik!! Was ist in Dich gefahren? … Glaubst Du, ich will mich jetzt mit Musik, mit Tönen befassen? … Es gibt und es darf nur eine den Ohren der Italiener von 1848 angenehme Musik geben: Die Musik der Kanonen! … Für alles Gold der Welt würde ich keine einzige Note schreiben, und ich würde heftige Gewissensbisse haben, wenn ich Notenpapier vergeudete, das sich so gut zum Rartuschenmachen eignet. … Reichen wir uns alle die Hand, und Italien wird wieder die erste Nation der Welt werden.«1
Das Wahre zu kopieren kann gut sein, aber das Wahre zu erfinden ist besser.
Verdi an Clarina Maffei, 1876
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Notizen
Zum Thema Verdi und das Risorgimento gibt es neuerdings eine grundlegende Studie von Birgit Pauls, deren Einzelergebnisse für den vorliegenden Essay leider nicht mehr berücksichtigt werden konnten. Diese Studie ist die bisher einzige, die das Verhältnis von Politik und Oper im Falle Verdis, seiner Person wie seinen Werken, thematisiert und sie kann als maßstabsetzend bezeichnet werden. Vgl. Birgit Pauls, Giuseppe Verdi und das Risorgimento. Ein politischer Mythos im Prozeß der Nationenbildung, Berlin 1996. Für den hier behandelten Zusammenhang bes. S. 171 ff.
Hans Busch (Hg), Verdi — Boito, Briefwechsel, Frankfurt/M 1986, S. 86.
Vgl. zum Hintergrund der Oper wie auch zur Oper selbst Julian Budden, The Operas of Verdi, Vol. 1: From Oberto to Rigoletto, Oxford 1992, S. 389 ff.
Vgl. dazu Anthony Arblaster, Viva la Libertà. Politics in Opera, London/New York 1992, S. 110.
Joachim Herz, Die Tragödie eines Narren, in: Attila Csampai/Dietmar Holland (Hg), Rigoletto. Texte, Materialien, Kommentare, Reinbeck bei Hamburg 1982, S. 189.
Giuseppe Verdi, Don Carlos, Akt 4, Szene 1. Deutsche Übersetzung nach dem Textheft der Aufnahme von Carlo Maria Giulini, EMI 1971/ 1986, S. 152/154.
So Ulrich Schreiber, Die Kunst der Oper. Geschichte des Musiktheaters, Bd. II Das 19. Jahrhundert, Frankfurt/M 1991, S. 561 ff.
Carl Schmitt, Der Begriff des Politischen, Berlin 1932.
Dolf Sternberger, Begriff des Politischen, in: Staatsfreundschaft, Schriften IV, Frankfurt/M 1980, S. 304/305.
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Bermbach, U. (1997). Option für die linke Mitte. In: Bermbach, U. (eds) Verdi-Theater. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03679-7_11
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