Zusammenfassung
Die bürgerliche Kunstreligion hat den Schöpfer eines Werkes vergöttlicht, den Dirigenten zum Statthalter auf Erden gemacht und den Sängerstar zur bête noire. Die Ansicht, daß »nur der Darsteller der eigentlich wahre Künstler sei,« kann heute allenfalls als kecke These auf sich aufmerksam machen. Vertreten wurde sie in einem Brief, der vier Monate vor der Uraufführung des Rigoletto geschrieben wurde. Weiter heißt es in diesem Brief: »Unser ganzes Dichter- und Komponistenschaffen ist nur Wollen, nicht aber Können: erst die Darstellung ist das Können — die Kunst. Glaub mir, ich wäre zehnmal glücklicher, wenn ich dramatischer Darsteller statt dramatischer Dichter und Komponist wäre.«1
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Notizen
Ulrich Schreiber, Opernführer für Fortgeschrittene, Bd. II, Rassel 1991, S. 590 f.
David Rosen/Andrew Porter (Hg), Verdi’s Macbeth. A Sourcebook, New York/London 1984, S. 66 ff. In diesem Quellenbuch finden sich alle Briefe, die Verdi während der Entstehung des Macbeth und zur Vorbereitung einzelner Aufführungen geschrieben hat.
Julian Budden, The Operas of Verdi, London 1978, Bd. II, S. 1 ff.
Attila Csampai/Dietmar Holland (Hg), Verdi, Otello, Texte, Materialien, Kommentare, Reinbeck bei Hamburg 1981. Die von Csampai als Genie-Tat beschriebene Baritonalisierung der Tenorstimme lag durchaus nicht in Verdis Intention. Sie war ein Ergebnis der Aufführungsgeschichte und eine zur Tugend verklärte Not. Verdi hatte den Otello, trotz vieler Bedenken, ganz auf die Fähigkeiten des Uraufführungssängers zugeschnitten. Francesco Tamagno aber war ein tenore robusto (oder eroico) mit einem hohen, hellen Klang und, wie alle Aufnahmen des am Ende seiner Kariere stehenden Sängers zeigen, ohne die geringste baritonale Einfärbung. Er hatte keinerlei Mühen mit den jähen Aufschwüngen in die hohen Lagen. Die am Verismo geschulten Sänger, die die Bruststimme über das P hinaus trieben und dadurch die Höhe verkürzten, hatten allerdings große Probleme mit den vielen exponierten Passagen der Partie. Die gilt vor allem für die ins Tenorfach gewechselten Baritone wie Renato Zanelli oder Ramon Vinay, der die Rolle unter Toscanini sang und eine neue, vielfach problematische Tradition setzte.
Rodolfo Celletti, Geschichte des Belcanto, Rassel 1989.
Letters of Giuseppe Verdi, hg. von Charles Osborne, London 1971, S. 132.
Julian Budden, The Operas of Verdi, Bd.1, London 1992, S. 267 ff. (Kapitel zu Macbeth)
Richard Wagner, Der dramatische Gesang, in: Dichtungen und Schriften, hg. von Dieter Borchmeyer, Frankfurt/M 1983, Bd. V, S. 23.
Henry Pleasants, The Great Singers, London 1981, S. 21.
Vgl. Luigi Dallapiccola, Wort und Musik im Melodramma, München 1979, in: Musikkonzepte, hg. von Klaus-Heinz Metzger und Rainer Riehm, Bd. 10.
George Bernard Shaw, London Music in 1888–89. New York 1973, S. 414 f.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 1997 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Kesting, J. (1997). Zurück in die Zukunft. In: Bermbach, U. (eds) Verdi-Theater. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03679-7_10
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03679-7_10
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01508-2
Online ISBN: 978-3-476-03679-7
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)