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Christophorus oder Vom Über-setzen zum Übersetzen. Gedanken zu einer Legende der Fremderfahrung

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Zwiesprache
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Zusammenfassung

Im Jahre 1767 erscheint Johann Gottfried Herders Beilage zu den Briefen, die neueste Literatur betreffend. Er beendet sie mit einem Beschluß, über das Ideal der Sprache. Dieser legt dar, wie wenig Sinn es habe, die Definition der Idealsprache abstrakt anzugehen. Und bereits zeichnet sich in Herders Antwort seine fundamental historische Denkweise ab:

Wenn die Sprache noch nicht Bücher- aber Liedersprache ist: so hat sie Reichthum an Bildern, und den höchsten Wohlklang: Wird sie Sprache des sittlichen Volks: so bekommt sie mehr Reichthum an politischen Ausdrücken, allein der hohe Wohlklang und das Bildervolle mildert sich: Als Büchersprache wird sie reicher an Begriffen; allein der Poetische Wohlklang wird Prose; das Bild wird Gleichniß: die malenden klingenden Beiwörter verlieren sich: Als Philosophische Sprache wird sie bestimmt, aber arm; verliert Synonymen; und Bilder und Wohlklang achtet sie nicht. Dichterisch ist eine Sprache am vollkommensten, ehe sie; und Philosophisch am vollkommensten, wenn sie blos geschrieben wird: am brauchbarsten und bequemsten, wenn sie gesprochen und geschrieben wird.

Denn was man auch von der Unzulänglichkeit des Übersetzens sagen mag, so ist und bleibt es doch eines der wichtigsten und würdigsten Geschäfte in dem allgemeinen Weltverkehr.

Goethe

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Notizen

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Ulrich Stadler John E. Jackson Gerhard Kurz Peter Horst Neumann

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Stern, M. (1996). Christophorus oder Vom Über-setzen zum Übersetzen. Gedanken zu einer Legende der Fremderfahrung. In: Stadler, U., Jackson, J.E., Kurz, G., Neumann, P.H. (eds) Zwiesprache. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03659-9_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03659-9_3

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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