Zusammenfassung
Im Jahre 1767 erscheint Johann Gottfried Herders Beilage zu den Briefen, die neueste Literatur betreffend. Er beendet sie mit einem Beschluß, über das Ideal der Sprache. Dieser legt dar, wie wenig Sinn es habe, die Definition der Idealsprache abstrakt anzugehen. Und bereits zeichnet sich in Herders Antwort seine fundamental historische Denkweise ab:
Wenn die Sprache noch nicht Bücher- aber Liedersprache ist: so hat sie Reichthum an Bildern, und den höchsten Wohlklang: Wird sie Sprache des sittlichen Volks: so bekommt sie mehr Reichthum an politischen Ausdrücken, allein der hohe Wohlklang und das Bildervolle mildert sich: Als Büchersprache wird sie reicher an Begriffen; allein der Poetische Wohlklang wird Prose; das Bild wird Gleichniß: die malenden klingenden Beiwörter verlieren sich: Als Philosophische Sprache wird sie bestimmt, aber arm; verliert Synonymen; und Bilder und Wohlklang achtet sie nicht. Dichterisch ist eine Sprache am vollkommensten, ehe sie; und Philosophisch am vollkommensten, wenn sie blos geschrieben wird: am brauchbarsten und bequemsten, wenn sie gesprochen und geschrieben wird.
Denn was man auch von der Unzulänglichkeit des Übersetzens sagen mag, so ist und bleibt es doch eines der wichtigsten und würdigsten Geschäfte in dem allgemeinen Weltverkehr.
Goethe
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Notizen
Johann Gottfried Herders Sämmtliche Werke. Hrsg. von Bernhard Suphan. 1. Band. Berlin 1877, S. 231 und 232.
Jacob und Wilhelm Grimm. Deutsches Wörterbuch. 2. Bd. Leipzig 1860, Sp. 1231–1232.
Der ›Dolmetscher‹ übersetzt Gehörtes mündlich, der ›Übersetzer‹ Gelesenes schriftlich. Vgl. O. Kade: Zufall und Gesetzmäßigkeit in der Übersetzung. In: Beihefte zur Zeitschrift Fremdsprachen, I., Leipzig 1968, S. 35.
Vgl. Gerhard Strauß/Ulrike Haß/Gisela Harras: Brisante Wörter von Agitation bis Zeitgeist. Ein Lexikon zum öffentlichen Sprachgebrauch. Berlin — New York 1989.
B. Liebrucks: Sprache und Bewußtsein. Bd. 1, S. 3. Zitiert bei Günter Wohlfart: Denken der Sprache. Sprache und Kunst bei Vico, Hamann, Humboldt und Hegel. Freiburg i.Br. 1984.
Vgl. Gerhard Wahrig: Deutsches Wörterbuch. Sonderausgabe ungekürzt. Gütersloh 1970, Sp. 1242.
Hans Friedrich Rosenfeld: Der Heilige Christophorus. Seine Verehrung und Legende (…) In: Acta Academiae Aboenensis. Leipzig 1937.
Hans-Peter Ryser. Der heilige Christophorus im Berner Oberland. Photographien von Gerhard Howald. Schloß Spiez 1991.
Vgl. H. Bächtold-Stäubli (Hrg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bd. 2 (1930). Nachdruck 1987, S. 64ff.
Vgl. Gertrud Benker: Christophorus. Patron der Schiffer, Fuhrleute und Kraftfahrer. Legende, Verehrung, Symbol. München 1975.
Vgl. z.B. Legende du glorieulx martyr sainct Christofle. In: Les plus belles fleurs de la légende dorée de jacques de voragine, evesque de gennes. Paris 1920, S. 108—118.- Oder Emmy Ball-Hennings: Der heilige Christophorus. In: E. B.-H.: Das irdische Paradies und andere Legenden. Luzern o.J., S. 115–125 (Vorgeschichte und Flußepisode, aber ohne Martyrium).
Zu Konrad Witz vgl. Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte (ZAK) Bd. 44, 1987, Heft 2 (Festschrift zum 90. Geburtstag von Prof. Dr. Josef Gantner). Diesen und andere Hinweise verdanke ich den Mitarbeiterinnen C. Jäggi und Dr. U. Sinnreich meiner Basler Kollegen B. Brenk und G. Boehm.
Über Christophorus in der Hochkunst geben Auskunft Hans Aurenhammer (Hrg.): Lexikon der christlichen Ikonographie. Bd. 1. Wien 1959, S. 435–553 und Wolfgang Braunfels (Hrsg.): Lexikon der christlichen Ikonographie. Bd. 5. Rom -Freiburg — Basel — Wien (1973), Nachdruck 1990, Sp. 496–509. — Hinsichtlich der Volkskunst informiert der Band von Josef Kunstmann: Hol über. Leben, Bild und Kunst des Heiligen Christophorus. Ettal 1961. -Vgl. aber auch G. Benker, op.cit. Anm. 15.
D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe. 29. Band. Weimar 1904, S. 498 und 499.
Friedrich Dürrenmatt. Schriftsteller und Maler. Katalog zu den Ausstellungen Querfahrt. Das literarische Werk (16. März-30. Juli 1994) im Schweizerischen Literaturarchiv, Bern, und Porträt eines Universums. Das zeichnerische und malerische Werk (17. März-22. Mai 1994) im Kunsthaus Zürich. Zürich 1994, Abb. 20 und 21.
Friedrich Dürrenmatt: Der Verdacht (1951). In: F.D. Werkausgabe in dreißig Bänden. Hrg. in Zusammenarbeit mit dem Autor. Bd. 19. Zürich 1978, S. 265.
Peter Utz: Fundstellen des Fremden. Paul Nizon, französisch gelesen. In: Akzente, Heft 2/April 1994, S. 216.
Hugo von Hofmannsthal: Augenblicke in Griechenland. III Die Statuen (1914). In: H.v.H.: Erzählungen u.a., hrg. von Bernd Schoeller in Beratung mit Rudolf Hirsch. Frankfurt 1979, S. 617–628.
Hartmut Köhler: Was aber bleibet…nach dem Übersetzen? In: Travaux du Centre de Traduction Littéraire CTL, No 19, Lausanne 1994, S. 20.
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Stern, M. (1996). Christophorus oder Vom Über-setzen zum Übersetzen. Gedanken zu einer Legende der Fremderfahrung. In: Stadler, U., Jackson, J.E., Kurz, G., Neumann, P.H. (eds) Zwiesprache. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03659-9_3
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