Zusammenfassung
Schon früh, in seiner 1794 entstandenen Hymne Das Schicksal, wendet sich Hölderlin der im Horizont aufgeklärten und idealistischen Denkens beunruhigenden, weil der Aufgabe freier Selbstbestimmung widerstreitenden Vorstellung des Schicksals zu. Später nimmt er sie wieder auf, in den Oden An die Parzen und Lebenslauf sowie in Hyperions Schicksalslied. All diesen Schicksalsdichtungen gemeinsam ist eine lebensgeschichtliche Stimmung. Sie reicht von der Herausforderung zu heroischer Bewährung in der frühen Hymne über die Einsicht in die naturhafte Notwendigkeit bis zur Erfahrung tragischer Zeitverfallenheit. Schicksalhaftes klingt auch in Dichtungen auf, die nicht im ganzen das Schicksals-Thema gestalten, so in der Ode Heidelberg, wo die Ruine des Heidelberger Schlosses, das 1689 durch den französischen General Mélac zerstört und nach dem Wiederaufbau 1764 von einem Blitzschlag getroffen wurde, »schicksalskundig« heißt. In der gleichen Ode aus dem Jahr 1800 kommt aber noch ein anderes Schicksal zur Sprache, dasjenige des Stromes — Symbol des dichterischen Genius -, den es tragisch unaufhaltsam in die Ferne zieht. So wird er zum Gleichnis des Herzens, das »liebend unterzugehen, / In die Fluten der Zeit sich wirft«. In einer späten Überarbeitung der Ode Heidelberg findet sich die Wendung: »die dunkle die Lust, welche den Halbgott treibt« (über Vers 14).
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Schmidt, J. (1996). Hölderlins Übersetzung von Iphigeniens Parzenlied in Hyperions Schicksalslied. In: Stadler, U., Jackson, J.E., Kurz, G., Neumann, P.H. (eds) Zwiesprache. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03659-9_28
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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