Zusammenfassung
In G.s Naturwissenschaft kommt den Begriffen Polarität und Steigerung eine universelle Bedeutung zu. Sie bezeichnen den höchsten Abstraktionsgrad innerhalb seiner naturphilosophischen Terminologie für das Vermögen sowohl der belebten als auch der unbelebten Natur und ihrer Geschöpfe zur dynamischen Entwicklung und Ausdifferenzierung. Sie sind die »zwei großen Triebräder aller Natur« (WA II, 11, S. 11), wobei Polarität sich vorwiegend auf materielle, Steigerung auf geistige Prozesse bezieht. Aufgrund der postulierten Interdependenz von Geist und Materie gesteht G. auch der reinen Materie die Fähigkeit der Steigerung, dem Geist das Verweilen in polarer Spannung zu. Eine der sinnfälligsten Konkretionen des Polaritätsbegriffs ist für G. das physikalische Wechselspiel von Attraktion und Repulsion, der Widerstreit von Anziehungsund Fliehkraft als bestimmende Größe der irdischen und kosmischen Dynamik; die Materie befinde sich »in immerwährendem Anziehen und Abstoßen« (ebd.).
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Literatur
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Huber, P. (1998). Polarität/Steigerung. In: Dahnke, HD., Otto, R. (eds) Goethe Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03656-8_76
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