Goethe, Johann Kaspar (1710–1782) und Katharina Elisabeth, geb. Textor (1731–1808)

Zusammenfassung

Das in der Nachwelt lebende Bild von G.s Eltern ist vor allem durch die einschlägigen literarischen Werke des Dichtersohns geprägt, doch ist die Stimmigkeit dieses Bildes differenziert zu sehen. Die oft zitierten Verse des kleinen Gedichts aus den Zahmen Xenien — »Vom Vater hab’ ich die Statur, /Des Lebens ernstes Führen, / Von Mütterchen die Frohnatur / Und Lust zu fabuliren« (WA I, 3, S. 368) — heben zu Recht die unterschiedliche wesensmäßige Mitgift hervor, die der Sohn von den Eltern erhielt, erweisen sich aber als poetische Metapher und hinsichtlich der Realität stark vereinfacht, wenn nicht irreführend. Genauere, detaillierte Auskunft über die Eltern vermittelt Dichtung und Wahrheit, doch ist auch in diesem Fall der erste Teil des Titels gebührend ernst zu nehmen: Poetische Selbststilisierung und Urteilslenkung haben dabei ihre Rolle gespielt. Darüber hinaus gibt es authentische Lebenszeugnisse von den Eltern, vor allem Briefe, doch ist der Stand der Überlieferung prekär.