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Gelehrte Arbeit von Frauen.

Möglichkeiten und Grenzen im Deutschland des 18. Jahrhunderts

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Zusammenfassung

Die in der Frühaufklärung vor allem in den Moralischen Wochenschriften geforderte und propagierte weibliche Gelehrsamkeit deckt sich einerseits inhaltlich weitgehend mit dem, was gegen Ende des 18. Jahrhunderts und seither „Bildung” genannt zu werden pflegt. Sie unterscheidet sich andererseits von der männlichen Gelehrsamkeit im Umfang, in der Methode, teilweise auch in der Zwecksetzung. Im Umfang, weil sie sich auf die damals sogenannte anmutige, galante Gelehrsamkeit beschränkt und die ernste (Theologie, Jurisprudenz, Medizin, aber auch die alten Sprachen) außer acht läßt. In der Methode, weil sie nicht selbst erarbeitet, nicht bis auf die Anfangsgründe vertieft, sondern in Form von — meist ausdrücklich zum Zweck der Frauenerziehung verfaßten — Kompendien verabreicht wird. In der Zwecksetzung, weil sie auf die Pflichten als Ehefrau, Mutter und Hausfrau wirken soll. Es kann aber nicht genug betont werden, daß auch diese eingeschränkte Gelehrsamkeit sich von der späteren Bildung in der Grundlegung unterscheidet und daß sie trotz der genannten Einschränkungen gleichen Wesens mit der männlichen Gelehrsamkeit ist. Für beide gilt, daß sie aus Verpflichtung gegen sich selbst und gegen die Gesellschaft gewählt und ausgeübt werden sollen. Beide haben letztlich zum Ziel die Verbesserung von Vernunft und Willen. Ferner ist daran zu erinnern, daß es sich bei den Moralischen Wochenschriften keineswegs um ein allgemeines, an die Frauen aller Stände gerichtetes Programm einer noch so mittelmäßigen Bildung handelt.

Ich fordre zwar hier von dem Frauenzimmer nicht, daß sie sich alle befleißigen sollen große Heldinnen in der Gelehrsamkeit zu werden […]1

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Anmerkungen

  1. Gottsched, Johann Christoph (Hg.): Geschichte der königlichen Akademie […]. Leipzig 1749, Bd. 1, Vorrede, S. XXXIV Im Voraufgehenden (S. XX) war die Rede von dem Hebammendienst, den er geleistet habe. — Vgl. die auf E. Chr. Reiske bezogene, ganz ähnliche Wendung: „[…] et in ipso labore critico adiutrices marito manus commoda-verit […]“. (Eck, J. G.: Vita Johannis Jacobi Reiskii. In: G. Chr. Harles (Hg.): De vitis philologorum nostra aetate clarissorum. Vol. IV Bremae 1772. Wiederabgedruckt in: K. H. Frotscher (Hg.): Eloquentium virorum narrationes de vitis hominum doctrina et virtute excellentium. Vol. I. Lipsiae 1826; hier: S. 23.

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  2. Vgl. Kern, Bärbel/Kern, Horst: Madame Doctorin Schlözer. Ein Frauenleben in den Widersprüchen der Aufklärung. München 1988. -Widersinnig erscheint, daß J. B. Basedow, gegen den Schlözers Experiment gerichtet war, seiner Tochter Emilie eine einigermaßen gelehrte Erziehung hatte angedeihen lassen, die sogar eine öffentliche Prüfung einschloß. (Vgl. von Hanstein 1899 – 1900; hier: Bd. 2, S. 208–216).

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  3. Vgl. Bennholdt-Thomsen, Anke/Guzzoni, Alfredo: Gelehrsamkeit und Leidenschaft. Das Leben der Ernestine Christine Reiske. 1735 – 1798. München 1992 (im folgenden 1992a); dies. (Hg.): Ernestine Christine Reiske. Ausgewählte Briefe. St. Ingbert 1992 (1992b).

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Angelika Ebrecht Irmela von der Lühe Ute Pott Cettina Rapisarda Anita Runge

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Bennholdt-Thomsen, A., Guzzoni, A. (1996). Gelehrte Arbeit von Frauen.. In: Ebrecht, A., von der Lühe, I., Pott, U., Rapisarda, C., Runge, A. (eds) Querelles. Jahrbuch für Frauenforschung 1996. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03647-6_3

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