Zusammenfassung
»Man muß der Weisheit oft genug die Narrenkappe aufsetzen, um ihr Gehör zu verschaffen«, so kommentiert Denis Diderot den Rêve de d’Alembert (1769; D’Alemberts Traum), einen Dialog, in dem er die intellektuelle Persönlichkeit seines Jugendfreundes und Mitstreiters für das Großunternehmen der Aufklärung, die Encyclopédie, porträtiert. Er rechtfertigt damit zugleich ein Szenario, das den Philosophen in eine der Spekulation verwandte Situation versetzt: A. träumt. Um sein Bett versammelt sind Julie de Lespinasse und der Arzt Bordeu, den diese hat holen lassen, da der Schläfer nachts laut zu phantasieren begann. Doch nachdem die Konsultation die Unbedenklichkeit des Zustandes bestätigt hat, wendet sich beider Aufmerksamkeit den wirren Reden des Träumers zu. Gesprächspartnerin und Freundin eines berühmten Mannes, hat Mademoiselle nämlich selber nächtens zur Feder gegriffen und am Bett des Philosophen ein Traumprotokoll geführt. Über diesem entspinnt sich ein Gespräch, in dem Diderot eigenes spekulatives Gedankengut übermittelt — im Namen A.s, also um den Preis einer Mystifikation. Denn dem Mund des Träumenden entschlüpfen Gedanken, die sich nicht in die geistige Physiognomie eines Denkers fügen, den sein Schüler Condorcet einmal als »würdigen Nachfolger Newtons« bezeichnen wird: A., der von einer Aufhebung des cartesianischen Dualismus träumt, den die Vision einer sich selbst erzeugenden, mit Empfindung begabten Materie gefangen hält, der über die Entstehung des Lebens oder die Entwicklung der den menschlichen Verstand auszeichnenden Vermögen nachdenkt — das ist A., wie er in den Augen Diderots sein sollte, wie er aber, was seine fachlichen Voraussetzungen und seine gedanklichen Parameter anbelangt, in Wirklichkeit nicht ist.
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Rommel, B. (1995). Alembert, Jean le Rond d’. In: Lutz, B. (eds) Metzler Philosophen Lexikon. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03642-1_6
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