Zusammenfassung
Im Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft, der von Ernst Dohm und Julius Rodenberg herausgegebenen Literatur- und Kunstzeitschrift, erscheint im Oktober 1869 eine Erzählung von Paul Lindau mit dem Titel: »Die Liebe im Dativ«.1 Die Geschichte hält, was der Titel verspricht, und rechtfertigt deshalb auch eine etwas ausführlichere Wiedergabe:
Die Erzählung setzt ein, als der Ich-Erzähler, den wir uns wohl als einen noch jungen und gebildeten, vor allem aber sehr flotten Herrn vorstellen müssen, an einem Juninachmittag auf dem Bahnhof von Trebbin steht und die Auskunft erhält, dass er am selben Tag nicht mehr von dort fortkommt — der nächste Zug fährt erst am andern Morgen.
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Notizen
In diesem Zusammenhang sind die Aktivitäten des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins von einschlägiger Bedeutung. Neben normativen Bestrebungen in den Bereichen der Orthographie und Orthoepie sowie Morphologie, Syntax und Namengebung waren die Tätigkeiten des Vereins vor allem durch ein puristisches Engagement in Wortschatzfragen gekennzeichnet, die den Reinheitsbegriff und damit das Bemühen um die Ausmerzung aller »schmutzigen« sprachlichen Elemente im Wortschatz des Deutschen, wozu in erster Linie auch — französische — Fremdwörter gehörten, ins Zentrum rückten. Vgl. hierzu ausführlicher Herbert Blume: Der Allgemeine Deutsche Sprachverein und die Sprachgeschichtsschreibung. (Erscheint in: Cherubim/ Grosse/Mattheier (Hg.) 1996) Die Koppelung von Nationalität und Sprache hat allerdings längere Vorläufer und lässt sich auch in den Anstandsbüchern bereits vor der Reichsgründung in verschiedenen Spielarten nachweisen, so wenn es etwa bei J. G. Wenzel 1867 (12. Auflage!) heisst: »Dem deutschen Jüngling ist sein schönes Vaterland nichts werth, wenn er die schöne Sprache desselben so spricht, daß selbst Ausländer es fehlerhaft nennen können.« (ebenda 64). Im nicht-linguistischen Sprachbewusstsein stellt sich die ›Fremdwortfrage‹ im letzten Drittel des Jahrhunderts v.a. als eine Verschiebung vom Französischen zum Englischen dar — wie sich das etwa bei Fontane aus dem Munde von Woldemar von Stechlin erfahren lässt: Als Dubslav von Stechlin seinen Sohn — im Hinblick auf das bevorstehende Frühstück — fragt: »Sagt man noch Déjeuner à la fourchette?«, klärt Woldemar ihn auf: »Kaum, Papa. Wie du weißt, ist jetzt alles englisch.« (Fontane, Stechlin, 1966:65)
Kaspar Stieler: Kurze Lehrschrift von der Hochteutschen Sprachkunst (= Anhang zum Wörterbuch von 1691), Einleitung. Hier zitiert nach Eggers, Deutsche Sprachgeschichte, 1977, Bd. 4:17.
Philipp von Zesen, Hochdeutscher Helikon, 1641, hier zitiert nach Eggers, Deutsche Sprachgeschichte, 1977, Bd. 4:16.
Alexander von Gleichen-Rußwurm: Gesellschaftskunst Ein Büchlein von Konversation und feiner Sitte. Berlin 1921.
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Linke, A. (1996). Die Liebe im Dativ. In: Sprachkultur und Bürgertum. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03641-4_11
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