Zusammenfassung
Ein Zugriff auf die Ästhetikgeschichte der Moderne, der mit dem französischen Klassizismus beginnt und bei Nietzsche endet, mag prima vista verblüffen. Nach den Markierungen epochengeschichtlicher Korrektheit ist man gewohnt, die ›klassische Moderne‹, um gleich mit einem periodisierungsgeschichtlichen Oxymoron zu entgegnen, etwa mit Baudelaire (Hugo Friedrich), mit der scheinbar präzisen Jahresangabe 1887 (Jürgen H. Petersen) oder doch erst mit der »Wende ins 20. Jahrhundert« (Funkkolleg Literarische Moderne) beginnen zu lassen. Je enger jedoch die ›Moderne‹ gefaßt wird, desto mehr Vorgeschichte wird aus ihr entlassen, die nur noch in teleologischer Verkürzung perspektivisch auf ihren Begriff hin gerafft werden kann. Überdies hat vor einiger Zeit Umberto Eco in einem seiner ernsten Scherze gemeint, daß Homer vermutlich der erste »postmodernistische‹ Dichter gewesen sei. Die Epo- chalisierungsversuche sind ins Rutschen gekommen, und wir beginnen einzusehen, daß das Konstrukt der Moderne nichts anderes zu bezeichnen scheint als eine Übergangsära zwischen Mittelalter und Postmoderne.
»Man glaubt es sei zu Ende mit der Philologie— und ich glaube, sie hat noch nicht angefangen.«
Fr. Nietzsche, März 1875
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Zelle, C. (1995). Vorbemerkung. In: Die doppelte Ästhetik der Moderne. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03632-2_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03632-2_1
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01384-2
Online ISBN: 978-3-476-03632-2
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