Zusammenfassung
Der Einsatz farbiger Bevölkerungen im Ersten Weltkrieg und weit mehr noch die Oktoberrevolution — mit der Rußland, wie Spengler sagt, die weiße Maske abwirft und das Bündnis mit den Kolonialländern und -völkern sucht, die es zur Erhebung gegen ihre Herrscher aufruft — werden zu traumatischen Erfahrungen. Dadurch findet in Deutschland das Bild des Abendlandes als einer von einem gigantischen feindlichen Aufmarsch belagerten Festung Verbreitung, wobei zu den Feinden mehr und mehr auch die Figur des Juden gerechnet wird. Bevor wir jedoch die Entwicklung der Kriegsideologie weiterverfolgen, sollten wir eine allgemeinere Betrachtung anstellen. Ebenso wie die Topoi der Kriegsideologie bleiben auch die sich im Gefolge der Bestürzung über die Oktoberrevolution verbreitenden Topoi keineswegs auf Deutschland beschränkt, auch wenn sie hier tiefere Wurzeln schlagen als anderswo und ein unheilvolleres Ausmaß annehmen.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Anmerkungen
Siehe hierzu L. Poliakov, Histoire de l’antisémitisme. L’Europe suicidaire,1870–1933, Paris 1977, besonders die Kap. 3 und 4; A. P. Schmid, Churchills privater Krieg. Intervention und Konterrevolution im russischen Bürgerkrieg 1918–1920, Zürich 1974, S. 293 und S. 312; D. Losurdo, Marx und die Geschichte des Totalitarismus, zit.
W. Sombart, Die Juden und das Wirtschaftsleben, Leipzig 1911, S. 331 f.
Ebenda, S. 318.
Ebenda, S. 414 f.
M. Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, (1921) Tübingen 1985, hg. von J. Winckelmann, S. 301 f. und passim.
F. Nietzsche, Der Wille zur Macht, Aph. 864 (1988), in KSA, Bd. 13, S. 365.
F. Nietzsche, Der Wille zur Macht, zit., Aph. 429 (1888), in KSA, Bd. 13, S. 365.
Th. Mann, Nietzsche’s Philosophie im Lichte unserer Erfahrung (1947), in Id., Essays, zit., Bd. 3, S. 252.
Brief an H. Klores vom 25. Oktober 1914, in O. Spengler, Briefe 1913–1936, hg. von A. M. Koktanek und M. Schröter, München 1963, S. 29 f.
Die angebliche Kontinuität Judentum-Christentum-Bolschewismus durchdringt tief Hitlers Tischgespräche: Vgl. die Bormann-Vermerke (es handelt sich um die Tischgespräche, die Martin Bormann, der Chef der Parteikanzlei aufgezeichnet und gesammelt hat), zit. nach der franz. Ausg., Adolf Hitler, Libres propos sur la guerre et la paix, Version française de F. Genoud, Paris 1952, Bd. 1, S. 87–88, S. 140 f., S. 303 f. und Bd. 2, S. 346 f.; was insbesondere das Thema des Liberalismus, der Demokratie und des Sozialismus als säkularisiertem Judentum oder Christentum betrifft, vgl. A. Rosenberg, Der Mythus des 20. Jahrhunderts, zit., S. 109 und S. 127.
M. Buber, Drei Reden über das Judentum, Frankfurt a. M., 1920, S. 19.
F. Rosenzweig, Der Stern der Erlösung (1921), in Franz Rosenzweig. Der Mensch und sein Werk. Gesammelte Schriften, Den Haag 1976, 4. Aufl., Bd. 2. S. 332.
Ebenda, S. 368.
Symptomatisch hierfür ist das Gespräch unter Tauben, das gleich nach Ausbruch des Krieges sowohl Scheler, als auch die drei jüdischen Intellektuellen, Buber, Landauer und Brod beschäftigt, und das mit dem Bruch mit dem alten Lehrer, damals erstrangiger Philosoph der Kriegsideologie, endet: vgl. M. Brod, Streitbares Leben, München 1960, S. 146. Innerhalb der deutschen jüdischen Gemeinschaft gibt es auch eine, durch Hermann Cohen vertretene, chauvinistische Strömung, die die volle Übereinstimmung von Judentum und Deutschtum behauptet: Siehe hierzu A. Munster, Les intellectuels (philosophes) juifs-allemands face à la guerre de 1914, in Ph. Soulez (Hg.), Les Philosophes et la guerre de 14, Vincennes 1988, S. 209–21.
Brief an die Eltern vom 17. August 1916 und vom 6. Januar 1917, in F. Rosenzweig, Briefe, hg. von E. Rosenzweig, Berlin 1935, S. 100 und S. 144 f.
G. Lukàcs, Die Zerstörung der Vernunft, Berlin 1954, S. 416.
K. Jaspers, Nietzsche und das Christentum (1938), in Id., Aneignung und Polemik, zit., S. 349 f.
Ebenda, S. 348 und S. 356.
Siehe hierzu Ph. Soulez, Bergson politique, Paris 1990, S. 196–200.
C. Schmitt, Die deutsche Rechtswissenschaft im Kampf gegen den jüdischen Geist, in «Deutsche Juristenzeitung», XLI (1936), S. 1197.
C. Schmitt, Völkerrechtliche Großraumordnung mit Interventionsverbot für raumfremde Mächte, Berlin/Wien 1939, S. 12.
Abgedruckt in M. Domarus, Hitler. Reden und Proklamationen 1932–1945, Würzburg 1963, Bd. 2, S. 1058.
In J. Hervier, Entretiens avec Ernst Jünger, Paris 1986, S. 88.
Rights and permissions
Copyright information
© 1995 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Losurdo, D. (1995). Der Krieg, die Revolution, das Komplott. In: Die Gemeinschaft, der Tod, das Abendland. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03593-6_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03593-6_4
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01299-9
Online ISBN: 978-3-476-03593-6
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)