Zusammenfassung
Der Entwicklung einer eigenständigen Oper in Spanien stand, abgesehen von den engen politischen und kulturellen Beziehungen des Landes zu Italien, ähnlich wie in England die hohe Bedeutung des gesprochenen Dramas und sein Ansehen im Wege. Zwar spielte die Musik darin, wie auch im Drama Shakespeares, als Zutat eine nicht unwesentliche Rolle, am Drama selbst aber hatte sie keinen Anteil. Trotzdem entwickelte sich auf diesem Boden im 17. Jahrhundert unter Beteiligung der beiden großen Dramatiker Lope de Vega (1562—1632) und Calderon de la Barca (1600—1681) eine eigene, dramatisch zunächst bescheidenere, mehr singspielhafte Gattung, die „Zarzuela“ (so genannt nach einem Palast dieses Namens bei Madrid, in dem diese Stücke zunächst aufgeführt wurden1, die sich bald in Gestalt festlicher, bald mehr volkstümlicher Darbietungen großer Beliebtheit erfreuten. Eines der frühesten Beispiele dieser Gattung war La selva sin amor (Der lieblose Wald) von Lope de Vega (1629), zu dem aber keine Musik erhalten ist. Calderon strebte mit seinem Komponisten Juan Hidalgo zusammen mehr nach einer opernhaften Einkleidung seiner Dramen, verschmähte aber daneben auch die anspruchslosere zweiaktige Zarzuela nicht. Sie war bei ihm vorwiegend heroisch-mythologischen Inhalts, nahm aber im Laufe des 18. Jahrhunderts textlich wie musikalisch mehr und mehr einen volkstümlichen, d. h. nationalen Charakter an. Dazu kamenin der zweiten Hälfte des Jahrhunderts weitere volkstümliche Gattungen wie die „Sainete“ und vor allem die „Tonadilla“, eine Art von komischer Kurz-Oper im Stil der italienischen Intermezzi oder auch der opera comique, die auch als Zwischenaktsmusiken für gesprochene Komödien verwendet werden konnten und sich bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts hielten — dann fiel ihre musikalische Volkstümlichkeit allerdings dem ständig zunehmenden Einfluß der beiden fremden Gattungen zum Opfer.
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Abert, A.A. (1994). Die Oper in Spanien und Portugal. In: Geschichte der Oper. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03564-6_19
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03564-6_19
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01261-6
Online ISBN: 978-3-476-03564-6
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