Zusammenfassung
Die vor kurzem erschienene Detailstudie Arno Lustigers über die Juden im Spanischen Bürgerkrieg legt uns noch einmal nahe, wie notwendig eine globale Geschichte über jüdische Kriegsteilnehmer im Zweiten Weltkrieg geworden ist. 1 Aller Voraussicht nach würde sie mehrbändig ausfallen und ein umfangreiches Forscherteam beschäftigen. Denn sogar das viel bescheidenere Unterfangen, das der Titel dieses Vortrages umreißt, würde eine ansehnliche Monographie beanspruchen — und trotzdem kaum das Thema erschöpfen. Deutsche und österreichische jüdische Männer und Frauen dienten, mit mutmaßlicher Ausnahme der Dechiffrierung des OKW-Kode, in fast allen Bereichen des amerikanischen Geheimdienstes2. Dort sammelten und verbreiteten sie kriegswichtige Informationen als Kryptographen, Mitglieder der psychologischen Kriegsführung und der Militärregierung, als Vernehmer deutscher Kriegsgefangener und als Planer für die kurzfristige und langfristige Zukunft des besiegten Feindes. Eine weitere Komplikation beim Schreiben ergibt sich aus den so oft individualistisch differenzierten Kriegstaten der Exilanten, die man auch mit Hilfe des von mir ausgiebig benutzten Nationalarchivs in Washington nicht gänzlich erschließen kann. Ein aufschlußreiches Beispiel bietet die Biographie eines obskuren 21jährigen Infanteristen und Dolmetschers der 84.
Die Vorarbeiten zu diesem Vortrag, der die erweiterte, deutschsprachige Fassung meines 1992 im Leo Baeck Yearbook erschienenen Aufsatzes darstellt, wurden maßgeblich durch die Initiative und die Archivarbeit meiner Forschungsassistentin Brigitte V. Sumann unterstützt.
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Notizen
Arno Lustiger: Schalom libertad! Juden im spanischen Bürgerkrieg. Frankfurt a.M.: Athenäum 1989.
Siehe Charles R. Ashman: Kissinger, the Adventures of Super Kraut. Secaucus, N.J.: Lyle Smart 1972, S.56–57,
Siehe Ralph Blumenthal: Decades After Helping Jews Escape. A Psychologist Gains Honor As a hero. In: New York Times, National Ed., 18. Nov. 1990, S.32L. Vgl. auch William R. Perl: Operation Action. Rescue from the Holocaust. New York: Frederick Ungar 1983.
Siehe Curt Riess: Das waren Zeiten. Eine nostalgische Autobiographie mit vielen Mitwirkenden. Wien/München/Zürich/ Innsbruck: Fritz Molden 1977, Kap. 20–23.
Ellis M. Zacharias: Secret Mission: The Story of an Intelligence Officer. New York: J.P. Putnam Sons 1946, S.305.
Siehe Hans Habe: All my Sins. An Autobiography. Übers. v. E. Osers. London/Toronto u.a.: George G. Harrag 1957, S.324.
Hanuš Burger: Der Frühling war es wert. Erinnerungen. München: Bertelsmann 1977, S.32 u. 34.
Walter Hasenclever: Ihr werdet Deutschland nicht wieder erkennen. Erinnerungen. München: dtv 1978, S.42.
Maurice R. Davie: Refugees in America. New York/London: Harper and Brothers 1947, S.189.
Siehe Bernt Engelmann: Die unfreiwilligen Reisen des Putti Eichelbaum. München: Bertelsmann 1986, S.300–307.
Bradley F. Smith: The Shadow Warriors: OSS and the Origins of the C.I.A. New York: Basic Books 1983, S.xiv.
Siehe R. Harris Smith: OSS: The Secret History of America’s First Central Intelligence Agency. Berkeley/Los Angeles/London: University of California Press 1972 und Bradley Smith (wie Anm.27), S.161.
Siehe Guy Stern: “Hitler besiegen — das genügt nicht!” Zusammenarbeit zwischen amerikanischen und exilierten Gewerkschaftlern. In: Thomas Koebner, Gert Sautermeister u. Sigrid Schneider (Hg.): Deutschland nach Hitler. Opladen: Westdeutscher Verlag 1987, S.151–168, wo von Senders Arbeit für den OSS ausführlicher die Rede ist (vgl. insbes. S.153 sowie Anm.19 u.20).
Barry M. Katz: Foreign Intelligence Research and Analysis in the Office of Strategic Services, 1942–1945. Cambridge, Mass./ London: Harvard University Press 1989, S.31.
Alfons Söllner: “Archäologie der deutschen Demokratie. Eine Forschungshypothese zur theoretischen Praxis der kritischen Theorie im amerikanischen Geheimdienst”, in seiner Anthologie Zur Archäologie der Demokratie in Deutschland. Analysen politischer Emigranten im amerikanischen Geheimdienst. Band I: 1933–1945. Frankfurt a.M.: Europäische Verlaesanstalt 1982. S.35.
Ladislav Farago: Burn After Reading: The Espionage History of World War II. New York: Walter and Co. 1962, S.219.
Myron Matlaw: Modern World Drama. An Encyclopedia. London: Secker & Warburg 1972. XXI u. 960 S.
Erhard Dabringhaus: Klaus Barbie: The Shocking Story ofhow the U.S. Used this Nazi War Criminal as an Intelligence Agent. A First Hand Account. Washington, D.C.: Acropolis Books 1984.
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Stern, G. (1994). Deutsch-jüdische Exilanten bei der amerikanischen Aufklärung — mit einem Exkurs über den Beitrag zukünftiger Germanisten. In: Schmitz, W. (eds) Modernisierung oder Überfremdung?. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03563-9_10
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