Der Spekulative württembergische Pietismus des 18. Jahrhunderts — Systeme und Ausstrahlung

Zusammenfassung

Als ein höchst fragwürdiges Unterfangen müßte es erscheinen, wenn in einem von der württembergischen Landeskirchengeschichte ausgehenden Beitrag entgegen den bisherigen Erkenntnissen von einem Verbleiben Hölderlins im Umkreis des Pietismus gehandelt werden sollte; der Pietismus, wie er allgemein zu sehen ist, ist das Feld, in dem die religiöse Sozialisation des Heranwachsenden sich vollzog, ist aber auch ein geistiges Umfeld, aus dem spätestens der Tübinger Student sich entfernte. Wie das Thema dieses Beitrags ausweist, ist jedoch im folgenden nicht die Rede vom Pietismus überhaupt, sondern vom Spekulativen Pietismus¹, von den theologischphilosophischen Systemen, die im Herzogtum Württemberg aus dem Pietismus als ihrem Nährboden herausgewachsen sind und die im 18. Jahrhundert zu kühnen Gedankengängen geführt haben. Die Vertreter dieses Spekulativen Pietismus wurden in ihrer Zeit als Denker betrachtet, die in Neuland vorgestoßen sind und wenig Rücksicht genommen haben auf die Kompendien, in denen die von der Leitung der württembergischen Kirche approbierte Theologie für das theologische Studium und für die Fortbildung der Pfarrer umschrieben war.