Zusammenfassung
Hölderlins größtenteils fragmentarisches lyrisches Spätwerk, wie es uns am eindrucksvollsten auf den 92 Seiten des Homburger Folioheftes entgegentritt, ist durch und durch geprägt von poetologischer Reflexion. Wir brauchen diese nicht außerhalb der Gedichtfragmente zu suchen, obwohl uns aus den Jahren 1802 bis 1806 auch andere poetologische Überlegungen Hölderlins (in Briefen, in den Pindar-Fragmenten, in den »Anmerkungen« zu seinen Sophokles-Übersetzungen) überliefert sind. Die Poetik ist eingegangen in die Textur der späten Gedichtfragmente und kann in deren Strukturanalyse rekonstruiert werden, aber immer nur in bezug auf den jeweiligen poetischen Text selbst; wir können aus ihr keine Lehre für die anderen Gedichtfragmente oder gar für lyrische Texte allgemein abstrahieren. An einigen Stellen und in verschiedenen Passagen aber tritt die poetologische Reflexion in der Gestalt einer Maxime an die Oberfläche und scheint sich danach zu drängen, aus ihrem Kontext auf dem jeweiligen Handschriftenblatt herausgelöst zu werden. Auf der Seite 75 des Homburger Folioheftes beispielsweise finden sich eine ganze Reihe solcher Maximen, die sich dazu anbieten, in ihrer Konstellation zueinander gelesen zu werden.
Dieser Text wurde im Rahmen des Gesprä chsforums »Zur Edition und Poetik von Hölderlins Spätwerk« am 4. Juni 1993 vorgetragen und für die Druckfassung noch einmal überarbeitet.
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Burdorf, D. (1994). Mikrologische Lektüre. In: Härtling, P., Kurz, G. (eds) Hölderlin und Nürtingen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03558-5_12
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03558-5_12
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01253-1
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