Zusammenfassung
Die Kritik der Marranen am Christentum gäbe keine Rätsel auf, wenn ihre Zugehörigkeit zum Christentum in nichts anderem begründet gewesen wäre als in dem Zwang seitens der Kirche und der sich eben damals konsolidierenden iberischen Monarchien. Aber erstens hatten viele Juden den Übertritt zum Christentum aus Überzeugung vollzogen,20 und zweitens waren die Nachkommen derer, die man mit Gewalt zum Christentum gebracht hatte, in gewiß nicht seltenen Fällen gläubige Christen: der Vater da Costas war ein guter Katholik (Gebhardt 105). Immerhin hörten auch für diese Marranen die Bindungen an die Traditionen ihrer Familien nicht gänzlich auf; diese Bindungen hielten das Gefühl der Fremdheit gegenüber der christlichen Kirche und der christlichen Gesellschaft wach; insbesondere wiesen sie auch diejenigen Marranen, die zunächst unbefangen innerhalb des christlichen Zusammenhangs lebten, wenn sie erst einmal — einerlei aus welchen Gründen — am Christentum irre geworden waren, auf das Judentum hin. Dieses Judentum war freilich nicht mehr das selbstverständliche und konkrete Judentum der Früheren; denn die Inhalte des Judentums waren, wie es gar nicht anders geschehen konnte, nach mehreren Generationen unjüdischen Lebens dem Gesichtskreis der Marranen entschwunden. Die Verbundenheit mit dem Judentum war zwar stark genug, um das unbefangene Leben innerhalb der christlichen | Welt zu erschweren; aber 19 Für das Folgende ist benutzt: Die Schriften des Uriel da Costa. Mit Einleitung, Übertragung und Regesten herausgegeben von Carl Gebhardt, 1922. das Leben innerhalb der jüdischen Welt zu ermöglichen.
Für das Folgende ist benutzt: Die Schriften des Uriel da Costa. Mit Einleitung, Übertragung und Regesten herausgegeben von Carl Gebhardt, 1922.
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Strauss, L. (1996). Uriël da Costa. In: Meier, H. (eds) Die Religionskritik Spinozas und zugehörige Schriften. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03540-0_2
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