Zusammenfassung
Nach herkömmlichem Verständnis erschließt sich die Bedeutung von E-Musik nur dem Hörenden, d.h. seit mindestens 200 Jahren — in musikhistorischer Datierung: seit der Wiener Klassik — und definitiv seit der Entwicklung von Grammophon und Radio bewerten wir unsere abendländischen Tonschöpfungen als rein akustische Phänomene. Kein Liebhaber braucht sich zu genieren, wenn er im Konzertsaal die Augen schließt. Dennoch muß uns nicht erst eine wissenschaftliche Untersuchung — wie jüngstens an der Technischen Universität Berlin vorgelegt1 — darüber belehren, daß jeder Musikaufführung das Sichtbare inhärent ist, nicht nur bei Tanz, Oper, weltlichem oder religiösem Kult, sondern auch bei »reinem« Instrumentalspiel und »purem« Gesang. Musizieren ist Arbeit, andererseits Ausdruck des Menschen; das verdeutlicht sich nicht zuletzt in körpersprachlicher Darstellung (wovon die historische Rolle des Dirigenten — seine Emanzipation zum Star und Pultvirtuosen — bezeichnenderweise um so vehementer Zeugnis ablegt, als sich der Anspruch von Musik als einer autonomen Kunst durchsetzte, als ›ein gegen die Außenwelt abgeschirmtes System von werkimmanenten Beziehungen‹).
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Endnoten
Nicolette Richter: Die Inszenierung von Musik im Konzert. Magisterarbeit TU Berlin 1991
Walter Benjamin: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (1936). Frankfurt/M 1968, S. 42
Theodor W.Adorno: Musik im Fernsehen ist Brimborium. In: DER SPIEGEL, Nr.9, 1968, S. 116–123
Béla Balázs: Der Geist des Films (1930). In: ders. Schriften zum Film. 2. Band (hg. von H.H.Diederichs und Wolfgang Gersch), München, Berlin, Budapest 1984, S.173–74
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Prox, L. (1994). Metamorphose der musikalischen Kommunikation durch Fernsehen und Video. In: Paech, J. (eds) Film, Fernsehen, Video und die Künste. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03527-1_13
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