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Ausblick

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Musikbolschewismus
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Zusammenfassung

Die Geschichte der Musik in Deutschland zwischen den beiden Weltkriegen (1918 – 1938) ist geprägt durch einen Politisierungsprozeß, in dem sich die Grundmuster des komplexen Beziehungsgeflechts von Musik und Politik, wie es für das 20. Jahrhundert charakteristisch geworden ist, ausbilden. Dieser Prozeß kann anhand der Geschichte des Begriffes „Musikbolschewismus“ beispielhaft beschrieben werden, da die verschiedenen Facetten der Verhältnisse von Musik und Politik sich in der Entstehung und Entwicklung dieser Denkfigur brennpunktartig bündeln. Die Analyse der Denkfigur „Musikbolschewismus“ entschlüsselt auf Musik bezogene Mentalitäten, deren Konstitution bedingt, daß neue Phänomene musikalischer Produktion als Infragestellung der Ästhetik des männlich-heroischen Musik-Genies erlebt und als Politikum bekämpft werden. Diese Politisierung des Musik-Diskurses im Zeichen vorgeblicher Entpolitisie-rung ist eng verknüpft mit der Genese von Musikpolitik (der staatlichen Einflußnahme auf das Musikleben), mit der Ausprägung einer Politik unpolitischer Musik (der Funktionalisierung von Musik als Instrument politischer Affirmation), sowie auf der anderen Seite mit der Herausbildung eines emphatischen Verständnisses von politischer Musik als sozialkritisch reflektierter und engagiert eingreifender Kunst. Diese neuen Kategorien entwickeln ihre Grundgestalt zwischen Jahrhundertwende und Zweitem Weltkrieg. Die Untersuchung ihrer Etablierung zeigt, daß sich die Verhältnisse von Musik und Politik im 20. Jahrhundert weitreichend verändern: der Prozeß der Politisierung der Musik in Deutschland — wissenschaftsgeschichtlich flankiert von der Herausbildung der Musiksoziologie1 — wird für die Musikgeschichte dieses Jahrhunderts grundlegend2.

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Notizen

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John, E. (1994). Ausblick. In: Musikbolschewismus. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03521-9_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03521-9_4

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-00986-9

  • Online ISBN: 978-3-476-03521-9

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