Zusammenfassung
Es mag auf der einen Seite überraschend erscheinen, daß Sören Kierkegaard— der Ironiker und Spaßvogel, der Apostel des Aporetischen und Feind aller Totalität— in einem dekonstruktivistischen Zeitalter nicht größere Aufmerksamkeit gefunden hat. Auf der anderen Seite ist es aber durchaus nicht überraschend; denn Kierkegaard verbindet seine Liebe zur Differenz, zu humorvollem Spaß, zum Spiel mit Pseudonymen und zu Guerilla-Angriffen auf das Metaphysische mit einem leidenschaftlich einseitigen Engagement, durch das sich wahrscheinlich nur wenige unserer modernen Ironiker nicht beunruhigt fühlen würden. Zu einer Zeit, in der weder der Existentialismus noch die protestantische Theologie intellektuell in Mode sind, mag es der Mühe wert sein, einen Blick zurückzuwerfen auf diesen einsamen Exzentriker, dessen irritierende Macht durch den Wechsel der Moden weniger geschwächt wurde, als man hätte erwarten können.1
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Notizen
Louis Mackey: Kierkegaard: A Kind of Poet, Philadelphia 1971;
John W. Elrod: Being and Existence in Kierkegaard’s Pseudonymous Works, Princeton 1975;
Mark C. Taylor: Kierkegaard’s Pseudonymous Authorship, Princeton 1975
sowie ders.: Journeys to Selfhood: Hegel and Kierkegaard, Berkeley and Los Angeles 1980;
Niels Thulstrup: Kierkegaard’s Relation to Hegel, Princeton 1980;
Stephen N. Dunning: Kierkegaard’s Dialectic of Inwardness, Princeton 1985.
vgl. Theodor W. Adorno: Kierkegaard: Konstruktion des Ästhetischen, Frankfurt 1973.
Sören Kierkegaard: Die Krankheit zum Tode, in: Gesammelte Werke, 24. und 25. Abt., Düsseldorf 1957, S. 57.
Sören Kierkegaard: Tagebücher, Bd. 4, Düsseldorf und Köln 1970, S. 135.
Sören Kierkegaard: Über den Begriff der Ironie mit ständiger Rücksicht auf Sokrates, in: Gesammelte Werke, 31. Abt., Düsseldorf und Köln 1961, S. 131.
Vgl. Julia Kristeva: Histoires d’amour, Paris 1983, S. 27–58. dt.: Geschichten von der Liebe, Frankfurt a.M. 1989, S. 26–60.
Sören Kierkegaard: Der Begriff Angst, in: Gesammelte Werke, 11. und 12. Abt., Düsseldorf 1965, S. 48.
Sören Kierkegaard: Die Krankheit zum Tode, in: Gesammelte Werke, 24. und 25. Abt., Düsseldorf 1957, S. 21f.
Kierkegaard: Abschließende Unwissenschaftliche Nachschrift zu den Philosophischen Brocken, Erster Teil, in: Gesammelte Werke, 16,1. Abt., Düsseldorf und Köln 1957, S. 293.
Vgl. Walter Benjamin »Über den Begriff der Geschichte« in: Gesammelte Schriften, Bd. 1,2, hg. Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser, Frankfurt a.M. 1980, S. 691–704, hier: 704.
Sören Kierkegaard: Tagebücher, Bd. 4, Düsseldorf und Köln 1970, S. 102.
Sören Kierkegaard: Entweder— Oder, Zweiter Teil, in: Gesammelte Werke, 2. und 3. Abt., Düsseldorf 1957, S. 189.
Sören Kierkegaard: Abschließende Unwissenschaftliche Nachschrift zu den Philosophischen Brocken, Zweiter Teil, in: Gesammelte Werke, 16,2. Abt., Düsseldorf und Köln 1958, S. 29.
Sören Kierkegaard: Eine literarische Anzeige, in: Gesammelte Werke, 17. Abt., Düsseldorf 1954, S. 90.
Sören Kierkegaard: Tagebücher, Bd. 2, Düsseldorf und Köln 1963, S. 30.
Sören Kierkegaard: Die Tagebücher 1834–1853, ausgew. u. übertr. durch Th. Haecker, Leipzig 1941, S. 169.
Michael Plekon »Towards Apocalypse: Kierkegaard’s Two Ages in Golden Age Denmark« in: Robert L. Perkins (hg.): International Kierkegaard Commentary: Two Ages, Macon 1984.
Rights and permissions
Copyright information
© 1994 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Eagleton, T. (1994). Absolute Ironien: Sören Kierkegaard. In: Ästhetik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03510-3_8
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03510-3_8
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-00972-2
Online ISBN: 978-3-476-03510-3
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)