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Der Epigone als Vollender: Harry Graf Kessler

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Widersprüche
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Zusammenfassung

In den letzten Jahren ist Harry Graf Kessler zu einer festen Figur des Weimarer Nietzsche-Kultes geworden.2 Als Lichtgestalt unter den Dunkelmännern aus dem Familienclan der Försters und Oehlers, als »Guter Europäer« in einer Zeit der nationalen Verengung bietet er sich als Ehrenrettung der Villa Silberblick geradezu an und verleiht dem heutigen Bestreben, Weimar als »Kulturhauptstadt« Geltung zu verleihen, eine historische Perspektive.3 Es wäre jedoch zu bedauern, wenn dadurch eine inflationäre Reproduktion von Klischees entstehen würde, die sein durchaus differenziert zu beurteilendes Verhalten verdecken. Kessler war ein Paradigma des Epigonen; in ihm verdichtet sich ein Zeitgeist, der sich in Nietzsche wiedererkannte, aber der seine Philosophie auch in seiner eigenen Perspektive instrumentalisierte und gefügig machte.

Blinde aus Gehorsam — in der Epigonalität erreicht der Charakter den Nullpunkt. Epigone ist, wer keinen hat, nicht einmal einen schlechten. […] Epigonoi sind Mitläufer, genügsame Trabanten der Sonne, von der sie stammen, Parasiten von deren Leuchtkraft, ewige Nachgeborene, die sich nicht losmachen können von der väterlichen Übermacht.1

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Endnoten

  1. Der Verfasser dankt den Mitarbeitern des Deutschen Literaturarchivs, Marbach, und des Goethe- und Schiller-Archivs, Weimar, für ihre stets hilfsbereite Unterstützung.

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  2. Gert Mattenklott, »Epigonalität«; in: Mattenklott, Blindgänger. Physiognomische Essays, Frankfurt am Main 1986, S. 72f.

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Kostka, A. (2000). Der Epigone als Vollender: Harry Graf Kessler. In: Widersprüche. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03508-0_11

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03508-0_11

  • Publisher Name: Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-7400-1116-1

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