Zusammenfassung
Neben Ernst Bloch wird Karl Mannheim das Verdienst zugesprochen, im 2O. Jahrhundert den Begriff »Utopie« für die Sozialwissenschaften erneuert zu haben. Tatsächlich hat Mannheim in der Epoche unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg, in der bereits mit Samjantins »Wir« die »schwarzen Utopien« ihre Vorherrschaft anzutreten begannen, versucht, die politischen Utopien in ihrer positiven Bedeutung zu rehabilitieren. 1929 kam er in seinem Buch »Utopie und Ideologie« zu dem Schluß, »daß eine absolute Ideologie- und Utopielosigkeit prinzipiell zwar möglich ist in einer Welt, die gleichsam mit sich fertig geworden ist und sich stets nur reproduziert, daß aber die völlige Destruktion der Seinstranszendenz in unserer Welt zu einer Sachlichkeit führt, an der der menschliche Wille zugrunde geht«. Das völlige Verschwinden der Utopie, so Mannheim, bringe eine Sachlichkeit hervor, »in der der Mensch selbst zur Sache wird«. Diese Situation stelle die größte denkbare Paradoxie dar. Einerseits habe »der Mensch (…) nach einer so langen opfervollen und heroischen Entwicklung die höchste Stufe der Bewußtheit erreicht«. Andererseits verliere er jedoch in dem Augenblick, in dem »bereits Geschichte nicht blindes Schicksal, sondern eigene Schöpfung wird, mit dem Aufgehen der verschiedenen Gestalten der Utopie den Willen zur Geschichte und damit den Blick in die Geschichte (…)«.1
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Notizen
Karl Mannheim, Ideologie und Utopie, 7. Auflage, Frankfurt am Main 1985, S. 224f.
Karl-Otto Apel, Ist die Ethik der idealen Kommunikationsgemeinschaft eine Utopie? Zum Verhältnis von Ethik, Utopie und Utopiekritik, in: Utopieforschung. Interdisziplinäre Studien zur neuzeitlichen Utopie. Hrsg. v. Wilhelm Voßkamp. Erster Band, Frankfurt am Main 1985, S. 327.
Mannheim, Ideologie und Utopie (Anm. 1), S. 173.
Vgl. Hans-Günther Funke, Aspekte und Probleme der neueren Utopiediskussion in der französischen Literaturwissenschaft, in: Utopieforschung. Erster Band (Anm. 2), S. 206 und Hans-Joachim Mähl, Der poetische Staat. Utopie und Utopiereflexion bei den Frühromantikern, in: Utopieforschung. Dritter Band (Anm. 2), S. 297, Fn 72.
Vgl. Robert Kalivoda, Emanzipation und Utopie. Ein »Bielefelder« Appendix zum Text Marxismus und Libertinismus, in: Utopieforschung, Erster Band (Anm. 2), S. 308.
Arnhelm Neusüss, Schwierigkeiten einer Soziologie des utopischen Denkens, in: ders. (Hrsg.), Utopie. Begriff und Phänomen des Utopischen, Frankfurt am Main, New York 1986, S. 24.
Mannheim, Ideologie und Utopie (Anm. 1), S. 185.
Vgl. Gustav Landauer, Die Revolution, Frankfurt am Main 1923, S. 11 ff.
Mannheim, Ideologie und Utopie (Anm. 1), S. 185.
A.a.O., S. 186.
A.a.O., S. 169.
A.a.O., S. 171.
A.a.O., S. 171f.
A.a.O., S. 177.
Ebd.
A.a.O., S. 178.
A.a.O., S. 172.
Luden Hölscher, Der Begriff der Utopie als historische Kategorie, in: Utopieforschung. Erster Band (Anm. 2), S. 412.
Vgl. Landauer, Die Revolution (Anm. 8), S. 12.
Mannheim, Ideologie und Utopie (Anm. 1), S. 187.
A.a.O., S. 186.
A. a. O., S. 204.
A.a.O., S. 178.
Vgl. hierzu die kritischen Anmerkungen von Neusüss, Schwierigkeiten (Anm. 6), S. 25 und neuerdings Burghart Schmidt, Kritik der reinen Utopie, Stuttgart 1989, S. 6.
Mannheim, Ideologie und Utopie (Anm. 1), S. 174.
A.a.O., S. 186.
Vgl. zum folgenden Richard Saage, Politische Utopien der Neuzeit, Darmstadt 1991.
Norbert Elias, Thomas Morus’ Staatskritik, Mit Überlegungen zur Bestimmung des Begriffs Utopie, in: Utopieforschung. Zweiter Band (Anm. 2), S. 144.
Ebd.
Mannheim, Ideologie und Utopie (Anm. 1), S. 193.
Vgl. hierzu Richard Saage, Das Vertragsdenken und die politischen Utopien der Aufklärung, in: ders., Vertragsdenken und Utopie. Studien zur politischen Theorie und zur Sozialphilosophie der frühen Neuzeit, Frankfurt am Main 1989, S. 67–92.
Mannheim, Ideologie und Utopie (Anm. 1), S. 194.
Vgl. Morelly, Code de la Nature. Hrsg. v. Eduoard Dolleáns, Paris 1910. Louis-Sébastien Mercier, L’An deux mille quatre cent quarante, Leipzig 1772.
Mannheim, Ideologie und Utopie (Anm. 1), S. 199.
A. a. O., S. 202.
Ebd.
A. a. O., S. 211
A. a. O., S. 213.
Vgl. A. Bogdanow, Der rote Planet. Ingenieur Menni. Aus dem Russischen von Reinhard Fischer und Aljonna Möckel, 1. Auflage, Berlin 1989.
Vgl. E. Preobrashenskij, UdSSR 1975. Ein Rückblick in die Zukunft. Aus dem Russischen von Ekkert Schiele. Mit 2 Beiträgen Bernd Rabehl, Berlin 1975.
Vgl. Kalidova, Emanzipation und Utopie (Anm. 5), S. 308.
Karl Mannheim, Das konservative Denken. Soziologische Beiträge zum Werden des politisch-historischen Denkens in Deutschland, in: Hans-Gerd Schumann (Hrsg.), Konservatismus, 2. erweiterte Auflage, Königsstein/Taunus 1984, S. 26.
A. a. O., S. 54f.
A. a. O., S. 30.
A. a. O., S. 26.
A. a. O., S. 27.
Ebd.
A. a. O., S. 30.
Ebd.
A. a. O., S. 27.
A. a. O., S. 55.
Martin Greiffenhagen, Das Dilemma des Konservatismus in Deutschland, München 1971, S. 56.
A. a. O., S. 58.
Vgl. Die einschlägigen Beiträge in: Richard Saage (Hrsg.), Hat die politische Utopie eine Zukunft?, Darmstadt 1992.
Vgl. hierzu Saage, Politische Utopien der Neuzeit (Anm. 26), S. 1–14 und Elias, Thomas Morus’ Staatskritik (Anm. 27), S. 101 – 150.
Vgl. hierzu Greiffenhagen, Das Dilemma des Konservatismus (Anm. 51), S. 316 ff.
Vgl. hierzu Saage, Politische Utopien der Neuzeit (Anm. 26), S. 294–322.
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Saage, R. (1993). Zum Begriff der Utopie und des Konservatismus bei Karl Mannheim. In: Gerhardt, V., Ottmann, H., Thompson, M.P. (eds) Politisches Denken Jahrbuch 1993. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03503-5_8
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