Zusammenfassung
Den Schlüssel zum Verständnis von Nietzsches Kritik der Französischen Revolution liefert zweifellos die Unterscheidung zwischen der Moralität und der Immoralität der Revolution. Mit der Immoralität ist die »blutige farce« gemeint. Die Gewalt, mit der sich die Revolution abgespielt hat und die für so manchen konservativen oder liberalen Revolutionsgegner zum Einwand gegen sie geworden und selbst bei ihren Sympathisanten oft auf wenig Verständnis gestossen ist, sie geht Nietzsche wenig bis gar nichts an, wie er freimütig bekennt. Selbstverständlich hat er keine Apologie der revolutionären Gewalt im Sinn gehabt. Aber er kritisiert die Soziologen seines Jahrhunderts gerade deshalb, weil sie die gewaltsame Entstehungsgeschichte sozialer Organisationsformen verschweigen. Aus diesem Grund kann die Gewaltsamkeit der Revolution nicht als entscheidendes Argument gegen sie ins Feld geführt werden1. Mit der Moralität der Revolution ist die Philosophie Jean-Jacques Rousseaus gemeint. Der Widerspruch gegen dessen Zivilisationskritik ist ein Grundmotiv von Nietzsches Denken. In dieser Polemik hat er in Voltaire einen Verbündeten gefunden2. Peter Heller hat allerdings zu Recht betont, dass die negative Beziehung zu Rousseau für das Verständnis von Nietzsches Denken aufschlussreicher ist als die positive zu Voltaire3.
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Marti, U. (1993). Rousseau, Kant und die Moralität der Revolution. In: »Der Grosse Pöbel- und Sklavenaufstand«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03498-4_3
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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Online ISBN: 978-3-476-03498-4
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