Zusammenfassung
Durch Topoi und Szenarium besonders seiner frühen Erzählungen stellt sich Edgar allan Poe in die Tradition der gothic novel, so wie sie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als literarische Gattung das bürgerliche Publikum zu erobern begann. Wie sein Vorgänger der sentimentale Roman — treuester Ausdruck des Selbstverständnisses der protestantischen Bourgeoisie —, war die gothic novel Produkt der bürgerlichen Emanzipation und des Rationalismus. Als Kunstgattung, die das einzelne Individuum und seine Entwicklungsgeschichte, seine Empfindungen und Wünsche und nicht zuletzt sein Leiden und Scheitern darstellt, kommt dem Roman innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft eine besondere Rolle zu: „[Er, U. B.] nahm auf, was offiziell abgetan, aber auch nicht erledigt war… Er antwortet auf die Brüche der Tradition und macht sich die Erfahrung der Subjekte zum Thema, die in keiner repräsentativen Form mehr Gestalt annehmen.“145 Das gilt insbesondere für die gothic novel, die Tiefen der menschlichen Seele auszuleuchten versucht und verborgenen Ängsten nachgeht. Im aufgeklärten England entstanden, hatten die Schauerromane vornehmlich die vergangenen oder allein in den katholisch-feudalen Ländern des Kontinents noch vorhandenen aristokratischen Herrschafts- und Schreckensformen zum Thema.
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Brunotte, U. (1993). Das Erhabene: Sublimierung oder Äthetisierung? Zum aufklärerischen Umgang mit dem Schrecken und die Folgen in der Moderne. In: „Hinab in den Maelstrom“. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03494-6_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03494-6_5
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-00944-9
Online ISBN: 978-3-476-03494-6
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