Zusammenfassung
Zu den realen Zerstörungsprozessen, die die abendländische Gesellschaft seit dem Beginn der Moderne produzierte, gesellte sich die Beschwörung imaginierter Apokalypsen. Ihnen lag oft der Versuch zugrunde, durch Umdeutung von Realangst in Initiationsangst die Katastrophe — sei es ein Krieg oder eine andere Form von gesellschaftlicher Selbstzerstörung — erträglich zu machen, sich ihr anzupassen oder sie als Passage zu verstehen. So liest sich die Vorkriegslyrik des Expressionismus wie eine Beschwörung von Wiedergeburt aus der Apokalypse. So machte der Religionswissenschaftler Mircea Eliade in der Zeit der ersten massenhaften Atomproteste den zugleich naiven und erschreckenden Versuch, die „Angst des modernen Menschen“ als Initiationsangst zu deuten. Mit Hinweis auf Natur- und Mysterienreligionen, in denen der „Mythos vom Weltende (…) der Mythos der periodischen Zerstörung und Neuschöpfung der Welten, die kosmologische Formel des Mythos der ewigen Wiederkehr“1 sei, lautet seine Beruhigungsformel für moderne Angst angesichts des realen Selbstzerstörungspotentials: „Gewiß ist die Erwartung der kosmischen Katastrophe beängstigend, aber es handelt sich doch um eine religiös und kulturell eingeordnete Angst.“2
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Brunotte, U. (1993). Einleitung. In: „Hinab in den Maelstrom“. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03494-6_1
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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