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„Heiliger Plato, vergieb …“ Hölderlins ‘Hyperion’ oder Die neue Platonische Mythologie

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Hölderlin-Jahrbuch

Hölderlins Arbeiten an seinem Roman ‘Hyperion oder der Eremit in Griechenland’ stehen von ihrem Beginn bis zu ihrer Vollendung unter dem Leitgedanken einer Erneuerung der Platonischen Akademie. Schon in der ersten Erwähnung seines „griechischen Roman[s]“ deutet er dies, auf die Dialoge ‘Phaidros’, ‘Symposion’ und ‘Timaios’2 verweisend, an:

Zwar schrieb ich an Stäudlin: Neufers stille Flamme wird immer herrlicher leuchten, wenn vieleicht mein Strohfeuer längst verraucht ist; aber dieses vieleicht schrekt mich eben nicht immer, am wenigsten in den Götterstunden, wo ich aus dem Schoose der beseeligenden Natur, oder aus dem Platanenhaine am Ilissus zurükkehre, wo ich unter Schülern Piatons hingelagert, dem Fluge des Herrlichen nachsah, wie er die dunkeln Fernen der Urwelt durchstreift, oder schwindelnd ihm folgte in die Tiefe der Tiefen, in die entlegensten Enden des Geisterlands, wo die Seele der Welt ihr Leben versendet in die tausend Pulse der Natur, wohin die ausgeströmten Kräfte zurükkehren nach ihrem unermeßlichen Kreislauf, oder wenn ich trunken vom Sokratischen Becher, und sokratischer geselliger Freundschaft am Gastmahle den begeisterten Jünglingen lauschte, wie sie der heiligen Liebe huldigen mit süßer feuriger Rede, und der Schäker Aristophanes drunter hineinwizelt, und endlich der Meister, der göttliche Sokrates selbst mit seiner himmlischen Weisheit sie alle lehrt, was Liebe sei — da, Freund meines Herzens, bin ich dann freilich nicht so verzagt, und meine manchmal, ich müßte doch einen Funken der süßen Flamme, die in solchen Augenbliken mich wärmt, u. erleuchtet, meinem Werkchen, in dem ich wirklich lebe u. webe, meinem Hyperion mitteilen können, und sonst auch noch zur Freude der Menschen zuweilen etwas an’s Licht bringen. (Brief Nr. 60, an Neuffer, StA VI, 86)

Dem Mentor Wolfgang Janke zum 65. Geburtstag

Der vorliegende Beitrag stellt einige Thesen des I. Hauptteils meiner Dissertation vor, die ich unter dem Titel: „Von dir gestiftet grünte wieder des Akademus Hain …“. Zur Erneuerung der Platonischen Akademie in Hölderlins ‘Hyperion’, in Kürze dem Fachbereich Philosophie an der Bergischen Universität — GH Wuppertal vorlegen werde. Eine Interpretation der Vorstufen des ‘Hyperion’, von den Tübinger Anfängen bis zum Fragment der ‘Vorletzten Fassung’, findet sich im II. Hauptteil. Auf eine Diskussion der umfangreichen Forschungsliteratur mußte im vorliegenden Beitrag aus Platzgründen weitgehend verzichtet werden, sie ist in der genannten Arbeit geleistet.

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  1. Gerhard Krüger, Einsicht und Leidenschaft. Das Wesen des platonischen Denkens, Frankfurt a. M. 51983, 120 f.

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Bernhard Böschenstein Ulrich Gaier

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© 1993 Springer-Verlag GmbH Deutschland

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Lampenscherf, S. (1993). „Heiliger Plato, vergieb …“ Hölderlins ‘Hyperion’ oder Die neue Platonische Mythologie. In: Böschenstein, B., Gaier, U. (eds) Hölderlin-Jahrbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03474-8_8

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03474-8_8

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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  • Online ISBN: 978-3-476-03474-8

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