Zusammenfassung
Wer es unternimmt, den Einfluß Wielands auf Hölderlin zu untersuchen, wird kaum fündig werden. Zu spärlich sind die Äußerungen Hölderlins, zu gering sind die Spuren des einen im Werk des anderen, zu marginal erscheinen die thematischen Verbindungslinien, die eine germanistische Einflußforschung provozieren könnten.1 Die Existenz zweier ,griechischer’ Romane sowie die Vergleichbarkeit der romantheoretischen Konzepte scheinen eher zufällig; die Absetzbewegungen des jüngeren, revolutionsbegeisterten Hölderlin vom alten Aufklärer Wieland dagegen wirken überdeutlich. Die Behauptung, der ‘Hyperion’ sei eine »Variation auf den Griechenroman des Vorgängers“2, führt lediglich zu dem Ergebnis, Hölderlin akzentuiere eine „Gegenposition zu Wieland“3 und sein Roman zeuge letztlich von der „Entschiedenheit seines Kampfes gegen die Position seines Vorgängers“.4 Die vorgelegte „Frage, ob Hyperion nicht ein anderer Agathon ist“5, ist damit eher verstellt als beantwortet, konstruiert allenfalls vage Analogien zwischen denjenigen Romangestalten, die — von Werther bis Heinrich von Ofterdingen — das literarische Feld des späten 18. Jahrhunderts, den ominösen deutschen Entwicklungs- und Bildungsroman, ohnehin bevölkern.
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Notizen
Vgl. Victor Lange, Zur Gestalt des Schwärmers im deutschen Roman des 18. Jahrhunderts. In: Festschrift für Richard Alewyn, Köln/Graz 1967, 151–164.
Daniel Jenisch, Über die Schwärmerey und ihre Quellen in unsern Zeiten [1787]. In: Gnothi Seauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde, 10 Bde., Nördlingen 1986, Bd. 5, 211–224, 214.
Vgl. dazu Christoph Prignitz, Friedrich Hölderlin. Die Entwicklung seines politischen Denkens unter dem Einfluß der Französischen Revolution, Hamburg 1976, 140 ff.
Theodor Fontane, Effi Briest. Werke und Schriften, hrsg. v. Walter Keitel u. Helmuth Nürnberger, Bd. 17, 2. Aufl. München 1974, 289.
Vgl. dazu Wilhelm Schmid, Auf der Suche nach einer neuen Lebenskunst. Die Frage nach dem Grund und die Neubegründung der Ethik bei Foucault, Frankfurt 1991.
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Erhart, W. (1993). „In guten Zeiten giebt es selten Schwärmer“ Wielands ‘Agathon’ und Hölderlins ‘Hyperion’. In: Böschenstein, B., Gaier, U. (eds) Hölderlin-Jahrbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03474-8_10
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