Hamlet und der Widerstand gegen den Nationalsozilismus. Klaus Mann: Mephisto

Zusammenfassung

In dem Jahr, als Gerhart Hauptmann seinen miserablen Theaterroman Im Wirbel der Berufung und Gisela Wenz-Hartmann ihre Wikingersaga Amleth veröffentlichten, erschien in einem Amsterdamer Exilverlag Klaus Manns Roman Mephisto (1936).[1] Auch dieses Buch erzählt von Lehrjahren am Theater, für die Goethes Wilhelm Meister[2] und noch mehr der Faust von Bedeutung sind. Doch anders als bei Hauptmann, dessen Roman von einer geradezu absichtsvollen politischen Naivität zeugt, hat Klaus Mann die Laufbahn des Schauspielers Hendrik Höfgen ganz bewußt als Beispiel einer opportunistischen Karrieresucht im Dritten Reich geschrieben. Natürlich läßt sich der Roman auch als Geschichte der Karriere des Gustav Gründgens lesen, und das ist auch von der Seite geschehen, die das Erscheinen des Romans erfolgreich behindert hat.[3] Vor allem aber erzählt der Roman die Geschichte eines sozialen Typus, der — wie Oskar Maria Grafs Anton Sittinger oder Heinrich Manns Diederich Heßling — aus Mangel an politischem Mut und einem Übermaß an Anpasssungsbereitschaft zum Mitläufer der herrschenden politischen Macht wird. Klaus Mann zeigt dies am Beispiel des Schauspielers Höfgen, dessen untertäniges Karrierestreben sich jeden Willen zum Widerstand verbietet und so zum Bündnis mit dem Naziregime führt, von dem Höfgen sich gefeierte Berühmtheit auf dem braunen Markt des Renommier-Nazismus erhofft.