Zusammenfassung
Der Streit zwischen Papst Bonifaz VIII. und König Philipp IV. von Frankreich hat Schlüsselcharakter für die Genesis der modernen Nationalstaaten und den Aufstieg der neuen bürgerlichen Klasse. In den Zeugnissen der politischen Protagonisten und den Reflexionen der Theoretiker beider Seiten kommt zum Ausdruck, daß die mittelalterliche Welt zu Beginn des 14. Jahrhunderts zu zerfallen begonnen hatte. Vordergründig ist die Auseinandersetzung noch mittelalterlich: Der Papst versteht sich als oberster Lehnsherr, der einige Vasallen zur Erfüllung ihrer Pflichten ermahnt. Die Könige, besonders Philipp IV. von Frankreich, weisen die Ansprüche der Päpste zurück, da sie nicht unter Berufung auf altes Recht begründet seien. Auseinandersetzungen dieser Art hatte es seit dem Investiturstreit immer wieder gegeben. Aber hinter dem Konflikt, der das 14. Jahrhundert einleitete, hatte sich eine epochale Veränderung vollzogen, in deren Folge zunächst die oberen und schließlich auch die niederen feudalen Abhängigkeirsverhältnisse aufgelöst wurden. Die mächtigsten Territorialfürsten kämpften jetzt im Namen von vorher nicht existierenden Nationen um die Ausdehnung des Herrschaftsgebietes, und darüber hinaus konkurrierten sie in einem neuen Sinne ökonomisch.
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Notizen
Cf. zu diesen historischen Zusammenhängen: R. Fawtier, L’Europe occidentale de 1270 à 1380, Paris 1940, S. 383 ff. Zeitweilig haben die Schatzmeister des Templerordens, eines der reichsten Kreditgeber im 13. Jahrhundert, in Personalunion den Staatsschatz des französischen Königs verwaltet.
Cf. J. Piquet, Des Banquiers au moyen âge: Les Templiers. Etude de leurs opérations financières, Paris 1939, S. 181 ff.
Cf. C. Mirbt, Quellen zur Geschichte des Papsttums und des römischen Katholizismus, 3. Aufl. Tübingen 1911, S. 161 ff.
Cf. hierzu: P. Dupuy, Historie du différend d’entre le pape Boniface VIII. et Philippe le Bel, Paris 1655, S. 13
Cf. die komprimierte Darstellung dieser Entwicklung bei G. Fourquin, Histoire économique de l’Occident médiéval, 5. Aufl. Paris 1979, S. 199 ff.
Cf. R. Scholz, Die Publizistik zur Zeit Philipps des Schönen und Bonifaz VIII, Stuttgart 1905.
Cf. hierzu A. Maier, Studien zur Naturphilosophie der Spätscholastik, Bd. I: Die Vorläufer Galileis im 14. Jahrhundert, Rom 1949, S. 132 ff.
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Mensching, G. (1992). Souveräner Wille und der Zerfall des Universalen Zur Theorie des päpstlichen und königlichen Absolutismus. In: Das Allgemeine und das Besondere. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03401-4_12
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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