Zusammenfassung
Im Musée Granet in Aix-en-Provence findet sich ein Bild Paul Cézannes, das in den Jahren 1859/60 entstanden ist. Die Szene ist einfach: Ein schöner Jüngling sitzt in gelöster Haltung auf einem Stuhl, mit dem rechten Arm seitwärts an ein Schreibpult gelehnt, den Kopf, der leicht nach hinten geneigt ist, in die Hand gestützt, sein linker Arm hängt schlaff, mit geöffneter Faust, nach unten. Auf dem Pult liegt ein Blatt Papier, halb über die Kante des Tischchens gebogen. Vermutlich hat der Jüngling die obere Hälfte des Blattes beschrieben. Seine Augen sind nun geschlossen, und aus einer Dachluke fällt das schwache Licht eines nachtblauen Himmels auf sein Gesicht. In die Kammer ist auf Zehenspitzen ein weiblicher Engel getreten, mit der rechten Hand rafft er sein helles Gewand zusammen, daß es die dunkle Toga des Jünglings nicht berührt, die linke Hand ist, während er sich über den Kopf des Träumenden beugt, vorsichtig abgespreizt, die geschlossenen Lippen des Engels deuten den Kuß auf die Stirn nur an.
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Notizen
Zur Tradition dieser Ablösung vgl. Curtius, Ernst Robert, 51965 (1948): Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter. Bern, hier S. 241 ff.
Jahrhunderts vgl. Jacobs, Jürgen, 1975: Das Verstummen der Muse. Zur Geschichte der epischen Gattungen im XVIII. Jahrhundert. In: Arcadi. 10, S. 129–146
Arendt, Dieter, 1983: Sage mir, Muse… (Homers Muse und die Freiheit der Kunst im modernen Welttheater). In: Wirkendes Wor. 33/2, S. 93–114; sowie Böschenstein-Schäfer, Renate, 1984/85: Die Stimme der Muse in Hölderlins Gedichten. In: Hölderlin-Jahrbuch 24. S. 87–112.
Vgl. Panofsky, Erwin/Saxl, Fritz, 1923: Dürers »Melencolia I«. Eine quellen- und typengeschichtliche Untersuchung. Leipzig und Berlin
sowie Klibansky, Raymond/Pa-nofsky, Erwin/Saxl, Fritz, 1989 (engl. 1964): Saturn und Melancholie (Saturn and Melan-choly. Studies in the History of Natural Philosophy, Religion and Art). Frankfurt/M. Exempel der Bildtradition finden sich außerdem bei Völker, Ludwig, 1983: »Komm, heilige Melancholie«. Eine Anthologie deutscher Melancholie-Gedichte. Mit Ausblicken auf die europäische Melancholie-Tradition in Literatur- und Kunstgeschichte. Stuttgart.
So Bruno Ely’s Zusammenfassung der bisherigen Forschungspositionen in: Cézanne au Musée d’Aix. o. J. [1984], S. 209.
Vgl. Rilke, Rainer Maria, 1950: Briefe. Hg. von Karl Altheim in Verbindung mit Ruth Sieber-Rilke im Auftrag des Rilke-Archivs in Weimar. Wiesbaden, S. 177ff. und die folgenden Cézanne-Briefe Rilkes.
In: White, Hayden, 1986: Auch Klio dichtet oder die Fiktion des Faktischen. Studien zur Tropologie des historischen Diskurses (Tropics of Discurse). Einführung von Reinhart Koselleck. Stuttgart, S. 36–63, hier S. 40ff. Zur Erläuterung der Beispiele: White zitiert aus Nietzsches Die Geburt der Tragödi. und Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben. Ibsens Hedda Gable. (die Protagonisten Tesman und Lövberg sind Historiker), Gides L’Immoralist. (Michel ist Historiker), Sartres La Nausé. (Roquentin ist Historiker) und Camus’ L’Homme révolté.
Cf. Benjamin, Walter, 1980 (1940/1942): Über den Begriff der Geschichte. In: Gesammelte Schriften. Bd. I–IV. Hg. von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppen-häuser unter Mitwirkung von Gershom Scholem und Theodor W. Adorno. Frankfurt/M., Bd. I, S. 695.
Sloterdijk, Peter, 1983: Kritik der zynischen Vernunft. 2 Bde. Frankfurt/M., Bd. 2, S. 653.
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Blamberger, G. (1991). Le Baiser de la Muse: Zur Vorgeschichte der Untersuchung. In: Das Geheimnis des Schöpferischen oder: Ingenium est ineffabile?. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03349-9_1
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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