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Enthusiasmus und System

  • Chapter
Skeptische Ästhetik
  • 15 Accesses

Zusammenfassung

Wer nach den Gründen sucht für die unglaublichen Verbrechen, die in der Gegenwart und in der jüngsten Vergangenheit in vielen Teilen der Welt verübt wurden, wird in den meisten Erklärungsversuchen ein ziemlich einfaches Grundmuster entdecken: Die Schuld an dem Morden wird entweder einzelnen herausragenden Gestalten der Geschichte oder bestimmten gesellschaftlichen Institutionen oder auch ganzen Nationen angelastet. Stimmte diese Deutung, dann müßten sich in Zukunft Kriege und Völkermorde schon allein dadurch verhindern lassen, daß man potentielle Übeltäter frühzeitig identifizierte, die betreffenden gesellschaftlichen Institutionen an den Pranger stellte und die für Verbrechen besonders anfälligen Nationen sorgfältig beobachtete und kontrollierte. Realistischer — und schmerzlicher — wäre das Eingeständnis, daß die Untaten zu unserer menschlichen Natur gehören, Teil unserer Erb-Hypothek sind. Eine solche Einsicht, setzte sie sich durch, würde keine Übeltäter rechtfertigen, aber jenen, die gewohnt sind, ihr »gutes Gewissen« zu hegen und zu pflegen, die Gelegenheit bieten, sich von einem Trugbild zu befreien, nach dem die Menschen in zwei Gruppen eingeteilt werden können, in die Guten und die Bösen.

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Anmerkungen

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Mainusch, H. (1991). Enthusiasmus und System. In: Skeptische Ästhetik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03338-3_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03338-3_2

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-00732-2

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