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Ein Bau wie aus Spinnefäden

Kritik an Vernunft und Gesellschaft bei Nietzsche und Adorno

  • Chapter
Der Faden der Ariadne
  • 30 Accesses

Zusammenfassung

Schopenhauers Polemik gegen alle Philosophen, die Erkenntnis »aus bloßen, abstrakten Begriffen« »herausspinnen« wollen, setzt sein Bewunderer Nietzsche fort: »Sie wollen nicht lernen, daß der Mensch geworden ist, daß auch das Erkenntnisvermögen geworden ist; während einige von ihnen sogar die ganze Welt aus diesem Erkenntnisvermögen sich herausspinnen lassen.«[1] Der Mensch und sein Erkenntnisvermögen sind nach Nietzsche nur ein Randereignis in Raum und Zeit, nicht etwa das »Zentrum dieser Welt«. Zur Illustration dieser Behauptung erfindet Nietzsche in seiner Abhandlung Über Wahrheit und Lüge im auβermoralischen Sinn (1873) eine »Fabel«: »In irgendeinem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen Weltalls gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Tiere das Erkennen erfanden. Es war die hochmütigste und verlogenste Minute der Weltgeschichte: aber doch nur eine Minute. Nach wenigen Atemzügen der Natur erstarrte das Gestirn, und die klugen Tiere mußten sterben.«[2]

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Anmerkungen

  1. Friedrich Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches. Erster Band: Von den ersten und letzten Dingen (2. Absatz) (Schlechta-Ausgabe Bd.I, S. 448).

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  2. Friedrich Nietzsche, Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn. (Schlechta-Ausgabe Bd. II, S. 309–322; dort auch die folgenden Zitate ohne genauere Angabe).

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  3. Friedrich Nietzsche, Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben (Schlechta-Ausgabe Bd. I, S. 267).

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Martens, E. (1991). Ein Bau wie aus Spinnefäden. In: Der Faden der Ariadne. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03336-9_9

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03336-9_9

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-00730-8

  • Online ISBN: 978-3-476-03336-9

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