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Alfred Andersch und die ‘Gruppe 47’

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Zusammenfassung

Genau einen Tag nachdem die britische Militärregierung Berlins die Tätigkeit des ‘Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands’ auch in ihrem Zuständigkeitsbereich administrativ untersagt hatte, wurde auf einem Weinabend, den der Oberbürgermeister von Ulm, Robert Scholl, am 9. November 1947 für die Mitglieder der ‘Gruppe 47’ gab, ein Essay mit dem Titel ‘Deutsche Literatur in der Entscheidung’ vorgetragen und diskutiert. Der Verfasser und Vortragende des Essays war ein Vertreter der sogenannten ‘Jungen Generation’ — sein Name: Alfred Andersch.

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Notizen

  1. Ralf Schnell: Die Literatur der Bundesrepublik. Autoren, Geschichte, Literaturbetrieb. Stuttgart 1986, S. 74; vgl. auch: Urs Widmer 1945 oder die ‘Neue Sprache’. Studien zur Prosa der ‘Jungen Generation’. Düsseldorf 1966. S. 7ff

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  2. Hans Werner Richter. Wanun schweigt die junge Generation? In: Der Ruf. Unabhängige Blätter der jungen Generation. Jg. 1946, Heft 2 vom 1. September 1946.

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  3. Alfred Andersch: Deutsche Literatur in der Entscheidung. Ein Beitrag zur Analyse der literarischen Situation. Karlsruhe 1948. S. 24.

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  4. Erhard Schütz: Alfred Andersch. München 1980, S. 19.

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  5. Alfred Andersch: Die Kirschen der Freiheit. Ein Bericht (1952). Zürich 1972, S. 39f.

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  6. Bernhand Jendricke: Alfred Andersch. Reinbek bei Hamburg 1988, S. 29.

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  7. Alfred Andersch: Der Seesack. Aus einer Autobiographie. In: Nicolas Born/ Jürgen Manthey (Hrsg.): Literaturmagazin 7. NachkrieAsliteratur. Reinbek bei Hamburg 1977, S. 126.

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  8. Friedhelm Kröll: Gruppe 47. Stuttgart 1979, S. 17.

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  9. Jérome Vaillant: Der Ruf. Unabhängige Blätter der jungen Generation (1945–1949). Eine Zeitschrift zwischen Illusion und Anpassung. Mit einem Vorwort von Harold Hurwitz. München/New York/Paris 1978. S. 3.

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  10. Vgl.: Volker Christian Wehdeking: Der Nullpunkt. Über die Konstituierung der deutschen Nachkriegsliteratur (1945–1948) in den amerikanischen Kriegsgefangenenlagern. Stuttgart 1971, S. 23.

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  11. Alfred Andersch: Getty oder die Umerziehung aus der Retorte. In: Frankfurter Hefte, 2. Jg. 1947, S 1089

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  12. Ebenda, S. 1091.

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  13. Für Jérome Vaillant besteht keinerlei Zweifel daran, daß der Münchner Ruf ursprünglich “sowohl von seinen Intentionen als auch von der amerikanischen Militärregierung als Fortsetzung des ‘Kriegsgefangenen’-Ruf angesehen wurde.” Vgl.: Jérome Vaillant Der Ruf. Unabhängige Blätter der jungen Generation (1945–1949). A.a.O., S. 49.

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  14. Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Die Gruppe 47. Zweite, gründlich iiberarb. Aufl. Stuttgart 1987, S. 24.

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  15. Jérome Vaillant: Der Ruf. Unabhängige Blätter der jungen Generation (1945–19491 A.a.O. S. 49.

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  16. Alfred Andersch: Die sozialistische Situation. Versuch einer synthetischen Kritik. In: Der Ruf. Unabhängige Blätter der jungen Generation. 1. Jg. 1946/47, Heft 16 vom 15. März 1947.

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  17. Vgl. Jérome Vaillant: Der Ruf. Unabhängige Blätter der jungen Generation (1945–1949). Eine Zeitschrift zwischen Illusion und Anpassung. A.a.O., S. 123ff.

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  18. Hans Schwab-Felisch: Einleitung. In: Ders. (Hrsg.): Der Ruf. Eine deutsche Nachiviegszeitschrift München 1962, S. 16; gemeint ist der Artikel ‘Arthur Koestler und die heimatlose Linke. In: Der Ruf. Unabhängige Blätter der jungen Generation. 1. Jg. 1946/47, Heft 15 vom 15. Mära 1947. Für Koestler ist die ’Linke’ heimatlos geworden, weil sie zwischen zwei Fronten geraten ist, namlich zwischen den Kapitalismus einerseits und ein totalitäres, pseudo-sozialistisches Regime — den Stalinismus — andererseits. Die Behauptung, daß man die Situation in der UdSSR unter dem Vorwand, man diene damit nur dem Gegner, nicht kritisieren dürfe, war in den Augen Koestlers nicht klüger, als wenn man behauptete, die Kritik am Kapitalismus diene Stalin. Beide Male handele es sich um nichts anderes als moralische Erpressung. Der ‘Linken’ warf er außerdem vor, die nationalsozialistichen Konzntrationslager verurteilt zu haben aber über die Lage in Sibirien zu schweigen

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  19. Alle Vortäge veröffentlicht in: Ruf der Jugend. Treffen vom 25. bis 29. Juli 1947 in Altenbeuren/Hinterhör. Karlsruhe 1947.

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  20. Rudolf Alexander Schröder. Vom Beruf des Dichters in der Zeit (1947). In: Den,.: Die Aufsätze und Reden. Bd. 2. Frankfurt/M. 1952, S. 43.

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  21. Heinrich Ringleb: Der Dichter und die Zeit (1947). In: Ruf der Jugend. A.a.O., S. 46.

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  22. Heinz Friedrich: Meine Gedanken zur geistigen Lage der jangen Generation (1947). In: Ruf der Jugend. A.a.O.. S. 86ff.

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  23. Heinz Friedrich: Das Jahr 1947. In: Almanach der Gruppe 47. 1947–1962. Hrsg. v. Hans Werner Richter in Zusammenarbeit mit Walter Mannzen. Reinbek b. Hambura 1964,S. 18f.

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  24. Alfred Andersch: Das junge Europa formt sein Gesicht In: Der Ruf. Unabhängige Bläuer der jungen Generation. 1. Jg. 1946/47, Heft 1 vom 15. August 1946.

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  25. Friedrich Kröll: Die Gruppe 47. Stuttgart 1979, S. 21f.

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  26. Friedrich Kröll: Die Gruppe 47. Soziale Lage und gesellschaftliches Bewußtsein literarischer Intelligenz in der Bundesrepublik. Stuttgart 1977, S. 44.

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  27. Ebenda, S. 44f.

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  28. Zur Geschichte der ‘Gruppe 47’ vgl.: Friedrich Kröll: Die’Gruppe 47. Soziale Lage und gesellschaftliches Bewußtsein in der Bundesrepublik. Stuttgart 1977; Ders.: Die Gruppe 47. Stuttgart 1979; Heinz Ludwig Arnold: Die Gruppe 47. 2. überarb. Aufl. München 1987; Richter und Dichter. Die Gnippe 47 und die deutsche Nachkiegsliteratur. Ausstellungslratalog. Berlin 1988.

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  29. Hans Wertier Richter. Einmal durch eine belebte Gasse gehen und nicht erkannt werden. Alfred Andetsch. In: Ders.: Im Etablissement der Schmetterlinge. Einundzwanzig Portraits der Gruppe 47. München 1988, S. 35.

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  30. Ebenda, S. 33.

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  31. Volker Wehdeking: Alfred Andersch. Stuttgart 1983, S. 42.

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  32. Alfred Andersch: Die Existenz und die objektiven Werte. In: Neue Zeitung vom 15. August 1947.

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  33. Ebenda.

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  34. Gerhard Hay: Frankreich und die junge Generation. In: Arcadia, Jg. 1978, Sonderheft, S. 88.

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  35. Jean-Paul Sartre: Die Fliegen. Mit einem Vorwort des Autors an die deutschen Leser. In: Die Quelle, 1. Jg. 1947, S. 129.

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  36. Alfred Andersch: Das junge Europa formt sein Gesicht In: Der Ruf. Unabhängige Bläner der jungen Generation. 1. Jg. 1946/47, Heft 1 vom 15. August 1946.

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  37. Alfred Andersch: Grundlagen einer deutschen Opposition. In: Der Ruf. Unabhängige Blätter der jungen Generation. 1. Jg. 1946/47, Heft 8 vom 1. Dezember 1946.

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  38. Alfred Andersch: Deutsche Kommentare: Ein Jahrhundert der Furcht? In: Der Ruf. Unabhängige Blätter der jungen Generation. 1. Jg. 1946/47. Heft 16 vom 1. April 1947.

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  39. Bernd Hüppauf: Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Anfang. Die Stunde Null und das Selbstverständnis in der Bundesrepublik. In: Die Gruppe 47 und die deutsche Nachkriegsliteretur. Ausstellungskatalog. Berlin 1988. S. 26.

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  40. Alfred Andersch: Der grüne Tisch. In: Der Ruf. Unabhängige Blätter der jungen Generation. 1. Jg. 1946/47, Heft 3 vom 15. September 1946.

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  41. Alfred Andersch: Die sozialistische Situation. Versuch einer synthetischen Kritik. In: Der Ruf. Unabhän¢i¢e Blätter der iun¢en Generation. 1. J. 1946/47. Heft 15 vom 15. März 1947.

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  42. Alfred Andersch: Die Existenz und die objektiven Werte. In: Neue Zeitung vom 15. August 1947.

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  43. Alfred Andersch: Aktion oder Passivität. In: Der Ruf. Unabhängige Blätter der jungen Generation. 1. Jg. 1946/47, Heft 12 vom 1. Februar 1947.

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  44. Alfred Andersch: Am grünen Tisch. In: Der Ruf. Unabhängige Blätter der jungen Generation. 1. Jg. 1946/47, Heft 3 vom 15. September 1946.

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  45. Alfred Andersch: Aktion oder Passivität? In: Der Ruf. Unabhängige Blätter der jungen Generation. 1. Jg. 1946/47, Heft 12 vom 1. Februar 1947.

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  46. Gerd Klaass: Das patriotische Trinkwasser. In: Der Ruf. Unabhängige Blätter der jungen Generation. 1. Jg. 1946/47, Heft 14 vom 1. März 1947.

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  47. Jérome Vaillant: Der Ruf. Unabhängige Blätter der jungen Generation (1945–1949). Eine Zeitschrift zwischen Illusion und Anpassung. A.a.O., S. 118.

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  48. Alfred Andersch: Notwendige Aussage zum Ntirnberger Prozeß. In: Der Ruf. Unabhängige Biatter der jungen Generation. 1. Jg. 1946/47, Heft 1 vom 15. August 1946.

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  49. Alfred Andersch: Eine Konferenz des jungen Europa. In: Der Ruf. Unabhängige Blgtter der jungen Generation. 1. Jg. 1946/47, Heft 6 vom 1. November 1946.

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  50. Ursula Reinhold: Alfred Andersch. Politisches Engagement und literarische Wirksamkeit. Berlin/Ost 1988, S. 45.

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  51. Klaus R. Scherpe: Schützt Humanismus denn vor gar nichts?’ Alfred Andersch im Kontext. In: Jost Hermand/ Helmut Peitsch/ Klaus R. Scherpe: Nachkriegsliteratur in den Westzonen 1945–1949. Schreibweisen, Gattungen, Institutionen. Berlin 1982, S. 11.

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  52. VgL: Gustav René Hocke: Deutsche Kalligraphie oder:. Glanz und Elend der modernen Literatur. In: Der Ruf. Unabhängige Blätter der jungen Generation. Jg. 1946, Heft 7 vom 15. November 1946.

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  53. Vgl.: Wolfgang Weyrauch: Die germanische Unschuld Emst Jüngers. In: Tägliche Rundschau vom 25. Juni 1946.

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  54. Paol Rilla• ner Fal1 Tiinoer Tn• T)ie Welthiihne 1 In. 1946 Heft

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  55. Alfred Andersch: Am Äquator des Nihilismus? Ernst Jürgers ‘Über die Linie’. In: Frankfurter Hefte, 7. Jg. 1952, S. 977.

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  56. Vgl.: J. F. G. Grosser (Hrsg.): Die Große Kontroverse. Ein Briefwechsel um Deutschland. Hamburg/ Genf/Paris 1963; sowie das Kapitel ‘Thomas Mann im Goethejahr 1949’.

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  57. Alfred Andersch: Deutscher Geist in der Sicht Thomas Manns. In: Der Ruf. Zeitung der deutschen Kriegsgefangenen in den USA vom 15. Juni 1945.

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  58. Zuschrift von Thomas Mann. In: Der Ruf. Unabhängige Blätter der jungen Generation. Jg. 1947, Heft 15 vom 15. März 1947.

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  59. Alfred Andersch: Das Gras und der alte Mann. In: Frankfurter Hefte, 3. Jg. 1948, S. 928.

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  60. Thomas Mann: Politische Dokumente 1930–1950. Hrsg. und eingeleitet von Alfred Andersch. Frankfurt (Rowohlt) 1950: gedruckt in zwei Exemplaren. nicht erschienen.

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  61. Alfred Andersch: Thomas Mann als Politiker. In: Ders.: Die Blindheit des Kunstwerks. Literarische Essays und Aufsätze. Zürich 1979, S. 27.

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  62. Alfred Andersch: Fabian wird positiv. In: Der Ruf. Unabhängige Blätter der jungen Generation. Jg. 1946, Heft 3 vom 15. September 1946.

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  63. Alfred Andersch: Die neuen Dichter Amerikas. In: Der Ruf. Zeitung der deutschen Kriegsgefangenen in den USA vom 15. Juni 1945.

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  64. Ebenda.

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  65. Vgl. Volker Wehdeking: Eine deutsche Lost Generation? Die 47er zwischen Kriegsende und Währungsreform. In: Literaturmagazin 7: Nachkriegsliteratur. A.a.O., S. 145ff; vgl. auch: Alfred Andersch: Amerikanische Anarchisten. Thornton Wilder ‘Dem Himmel bin ich auserkonen’ und Ernest Hemingway: Haben und Nichthaben’. In: Frankfurter Hefte, Jg. 1951, Oktoberheft.

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  66. Alfred Andersch: Mein Lesebuch oder Lehruch der Beschreibung, Frankfurt/M 1978, S. 42.

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  67. Vgl.: Hans Jörg Gehring: Amerikanische Literaturpolitik in Deutschland 1945–1953. Stuttgart 1976.

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  68. Aired Andersch: Eine amerikanische ErzählunR. In: Frankfurter Hefte, 2. Jg. 1947, S. 940.

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  69. Ebenda, S. 941.

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  70. Alfred Andersch: Jean Anouilh’s Antigone. In: Der Ruf. Unabhängige Blätter der jungen Generation. Jg. 1946. Heft 2 vom 1. September 1946.

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  71. Alfred Andersch: Nihilismus oder Moralität. In: Horizont. Jg. 1948. Nr. 13, vom 7. Juli 1948.

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  72. Wenn Alfred Andersch eine tendenzfreie, dem Realismus verpflichtete Literatur als Orientierungsmuster von dem zukünftigen deutschen Schriftsteller fordert, so unterscheidet er sich darin grundlegend von Alfred Döblin, der in seiner — ebenfalls im Jahre 1947 konzipierten — viel diskutierten Abrechnungsschrift über Die literarische Situation’ die christlich-katholische Moral als Hauptträger für die Bewältigung der Gegenwartsprobleme und für die Gestaltung der Zukunft interpretiert. Die Aufgabe der Literatur besteht für Alfred Döblin nach der Zerschlagung des Hitler-Faschismus folgerichtig darin, eine neue Epoche der Religion, ein neues Erstarken des christlichen Glaubens vorzubereiten. Die Literatur nach 1933 unterteilt Alfred Döblin in drei Guppen: Er unterscheidet die ‘Feudalisten, die ‘bürgerlichen Humanisten’ und die’Progressiven’. Wie Alfred Andersch differenziert er zwischen “Schriftsteller(n) im Land” und den “Exilierten” (S. 25ff.). Doch weitaus weniger rücksichtsvoll als dieser bezeichnet er die “im Lande” gebliebenen Schriftsteller provokativ als “Künder des neuen Glaubens”, die auf “Ahnensuche” gingen, um “die Lehre von der Uberlegenheit des arischen deutschen Volkstums zu verbreiten.” Beide Gruppen, die “Schriftsteller im Land” und die “Exilierten”, seien mit der Gefahr konfrontiert gewesen, den Bezug zur gesellschaftlichen Wirklichkeit zu verlieren: “Die Wirklichkeit des Tages weicht vor dem Schriftsteller, der im Lande geblieben ist, aus, denn sie wird ihm entzogen, — in anderer Weise entschwindet sie den Exilierten. Sie können, wie man so sagt, ‘alles’ schreiben, aber es steht ihnen immer weniger zu Verfügung.” (S. 28) Alfred Döblin, in der Weimarer Republik mit den Sozialisten sympathisierend, ohne einer bestimmten Partei anzugehören, war im Exil zum Katholizismus konvertiert. Sein Essay ‘Die literarische Situation’ ist eine Zusammenfassung seiner Gedanken zu Literatur und Politik, die er nach Kriegsende in vielen Interviews und Ansprachen verbreitete. Es geht ihm in seinem Essay keineswegs nur um die Situation der Literatur im Dritten Reich und nach dem Krieg, sondern darüber hinaus auch um gesellschaftlich-politische Frage- und Problembereiche. Seine Tonlage ist zwar weitaus polemischer als die von Alfred Andersch, doch versucht er im Gegensatz zu diesem, die Ursachen der nationalsozialistischen Herrschaft zu ergründen. Für Alfred Döblin leitet sich — wie für Ernst Wiechert und Fritz von Unruh — das Erstarken des deutschen Faschismus zunächst einmal aus den Folgen des Ersten Weltkrieges ab. Ähnlich wie Thomas Mann versucht er außerdem eine kulturgeschichtliche Deutung, die er auf die im 19. Jahrhundert erfolgte Genese zweier Utopien bezieht. Er unterscheidet die “sozialistische” von der “biologischen Utopie”, beiden Utopien ist — bei aller sonstigen Unterschiedlichkeit — gemeinsam, daß sie die Welt “endgültig und radikal” (S. 4) verändern wollen: Während sich die Grundelemente der “sozialistischen Utopie” in der “Gleichheit aller Menschen” und der “Christlichen Nächstenliebe” manifestieren, reduziert die “biologische Utopie” den Menschen auf seine Physiologie. Die Verbindung von Utopie und Physiologie hat dann zur Folge, daß aus der “biologischen” die “rassistische Utopie” hervorgeht, die — weil sie sich gegentlber der “sozialistischen Utopie” habe datchsetzen können — den Untergang Deutschlands Uber “der ldee des deutschen Weltherrschers, dem die Zukunft gehöre,” eingeleitet habe (S. 8ff). Ober das Bild von der Krankheit, die Deutschland und das deutsche Volk befallen habe, interpretiert Alfred Döblin in den letzten Kapiteln seiner Schrift für die ‘Hier und Jetzt’-Situation seiner gesellschaftlichen Gegenwart die religiöse Besinnung als einzigen und hoffnungsvollen Weg in eine bessere Zukunft. Vgl: Alfred Döblin: Die literarische Situation. Baden-Baden 1947.

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  73. Alfred Andersch: Die Blindheit des Kunstwerks (1956). In: Ders.: Norden, Süden, rechts und links. A.a.O., S. 149f.

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  74. Livia Z. Wittmann: Alfred Andersch. Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1971, S. 126.

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  75. Vgl.: Wolfgang Weyrauch: Nachwort zu Tausend Gramm’. Sammlung neuer deutscher Geschichten. Hamburg und Stuttgart 1949, S. 24ff.

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  76. Friedrich Minssen: Notizen zu einem Treffen junger Schriftsteller. In: Frankfurter Hefte, Jg. 1948, Heft 2. Zitiert nach: Reinhard Lettau (Hrsg.): Die Gruppe 47. Bericht, Kritik, Polemik. Ein Handbuch. Neuwied und Berlin 1967, S. 30.

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  77. Heinz Friedrich Hat die junge Dichtung eine Chance? In: Die Epoche vom 23 Novemher 1947

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  78. Johannes R. Becher: Brief an Alfred Andersch. In: Sinn und Form, Jg. 1948, Heft 5, S. 1006.

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  79. Günther Birkenfeld: An die ›temporären‹ Nihilisten I und II. In: Horizont, Jg. 1948, Heft April und Mai.

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  80. Alfred Andersch: Nihilismus und Moralität. In: Horizont, Jg. 1948, Heft Juli.

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  81. Ebenda.

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  82. Alfred Andersch: Die Blindheit des Kunstwerkes (1956). In: Ders: Norden, Süden, rechts und links. Von Reisen und Büchern 1951–1971. Zürich 1972, S. 150.

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  83. Alfred Andersch: Thomas Mann als Politiker (1950). A.a.O., S. 118.

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  84. Reinhard Sturm: Wie politisch ist ein Schriftsteller. In: Gerd Haffmanns (Hrsg.): Über Alfred Andersch. 3. vermehrte Neuausgabe. Zürich 1987, S. 252.

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Waltraud Wende

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Wende, W. (1990). Alfred Andersch und die ‘Gruppe 47’. In: Wende, W. (eds) Ein neuer Anfang?. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03335-2_5

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