Zusammenfassung
Ist es anständig, daß jemand sich öffentlich fragt, was ihn zu seiner Arbeit bewegt? Wer das tut, wird sogleich seinen Lesern versichern, daß keine Selbstentblößung und nichts ähnlich Fatales beabsichtigt ist. (Welcher Verpflichtung ich hiermit nachkomme.) Die Entschuldigung für mein Aufgreifen des vorliegenden Themas ist die, daß die Sache, die ich erörtern möchte, nach öffentlicher Klärung verlangt, da die Philologie eine öffentliche Einrichtung ist. Die Frage, worin der Nutzen literarischer Studien liegt — außer in der Heranbildung von Lehrern und einem Ausstoß an bedrucktem Papier, das vorwiegend als Treibstoff für die akademische Maschine produziert wird -, ist weniger abwegig, als es scheint. Denn die Antworten, die sie herausfordert, sind meist zu glatt oder zu pompös, ihre Grundlagen zu vage, um wirklich zu überzeugen. Sie setzen eine Leserschaft jenseits der gelehrten Welt voraus, die sich den Fortschritt, der unablässig ›im Fach‹ erzielt wird, zunutze macht. Das Argument zur Stützung dieser Annahme hört sich einleuchtend an. Anders als Astrophysik oder höhere Mathematik sei Literatur nicht für den Fachmann geschaffen, sondern für den gewöhnlichen Leser, wenn vielleicht auch einen gebildeten Leser.
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Anmerkungen
Œuvres, ed. J. Hytier. I (Paris 1965): 1509.
Über diesen Trugschluß s. Peter Szondi: Hölderlin-Studien. Frankfurt/M. 21970:32.
Diese Mühe wurde ihnen geduldig und kundig gewidmet in Armin Paul Franks ›Biographie‹ von Eliots Literaturkritik: Die Sehnsucht nach dem unteilbaren Sein. Motive und Motivation in der Literaturkritik T. S. Eliots. München 1973, aus deren Rezension (Anm. 11) ich oben zitiere.
E. T. A. Hoffmann: Sämtliche Werke. III, ed. H. Steinecke. Frankfurt/M. 1985:769.
The Tragedy usw. Ed. J. T. Hillhouse, Oxford 1918 (republ. St. Clair Shores, Mich. 1970): 79.
So Thomas Cramer über Die Königsbraut in seinem Buch Das Groteske bei E. T A. Hoffmann. München 21970:85.
S. Anm. 5, p. 125. Das Buch, um das es geht, ist die Sammlung Interpretations. Essays on 12 English Poems, ed. J. Wain, London 1955
Wilhelm von Humboldts Briefe an Christian Gottfried Körner, ed. A. Leitzmann, Berlin 1940:28.
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Behrmann, A. (1991). Philologie: der Gelehrte und sein Vorhaben. In: Philologische Praxis I. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03334-5_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03334-5_2
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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