Zusammenfassung
Die mittelalterliche Kirche imitierte und präfigurierte gleichermaßen staatliche Herrschaft. Die Hierarchie der Ämter bedeutete die Ordnung eines territorialen Gefüges, und auf dieser Tatsache beruhte der Vorsprung quasi-staatlicher Verfaßtheit gegenüber einem agonalen Gefüge weltlicher Herrschaften. Indes beruhte auch die Herrschaftsausübung in der Kirche auf der Mitwirkung und der Mitbeteiligung von Personenverbänden, die nicht nur Befehlsempfänger und Beauftragte waren, sondern auch als interessierte Pfründenbesitzer und -akkumulatoren, als Reformatoren und Erneuerer, als machtbewußte Mitspieler und Konkurrenten auftraten. Auch in der Kirche war der Hof die wichtigste herrschaftliche Institution, in der Kräfte gebündelt und Wirkungen erzielt wurden. Damit stellte sich aber die Frage, wie vom Hof aus der Raum erfaßt werden konnte. War es möglich, auf der Grundlage von eindeutig definierten Territorien zu agieren, die langfristig bestanden, durch Tradition und Kirchenrecht in ihrer Existenz und in ihrer Ausdehnung geschützt waren und unter der Leitung von Bischöfen und Metropoliten selbst wiederum Herrschaftsräume darstellten? Konnten die Päpste, wenn sie den Raum der papstchristlichen Christenheit zu erfassen suchten, sich der bestehenden kirchenrechtlich legitimierten Jurisdiktionsbezirke bedienen? Oder waren sie darauf angewiesen, von den Bedürfnissen des Hofes, der Kurie, ausgehend und Herrschaft auch in die Ferne ausdehnend, den Raum in anderer Weise, als es die Tradition vorgab, zu gestalten und zu gliedern?
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Notizen
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Schmidt, HJ. (1999). Päpstlicher Zentralismus und die Bezirke von päpstlichen Gesandten. In: Kirche, Staat, Nation. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03321-5_6
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