Zusammenfassung
Am 25. August 1830 wird in der Brüsseler Oper Aubers La muette de Vortici gegeben, eine rührselige Geschichte vor dem Hintergrund des Freiheitskampfes der neapolitanischen Fischer gegen die Willkürherrschaft des spanischen Vizekönigs. Bereits das Duett »Amour sacré de la patrie« entfesselt Begeisterungsstürme, doch als im dritten Akt Masaniello »Aux armes!« ausruft, stürzt das Publikum auf die Straße: »Vive la liberté! Vive la France!« und verbrüdert sich mit anderen Volksgruppen gegen die Niederländer. Nach einer kurzen, glücklichen Revolution entsteht ein neuer europäischer Nationalstaat: das Königreich Belgien. Die vom Konstitutionalismus geprägte Verfassung vom 7. Februar 1831 wird mit den Freiheits- und Grundrechten, der Trennung von Staat und Kirche, der Gewaltenteilung und dem Parlamentarismus in zwei Kammern Modell für den bürgerlichen Liberalismus des 19. Jh.s. Vorausgegangen war ab 1794 eine fast zwanzigjährige Besatzung der südniederländischen Provinzen durch die französische Republik, die zu einer grundlegenden Erneuerung des öffentlichen Lebens führt. Das Ständesystem wird aufgelöst und das französische Verwaltungssystem eingeführt. Die Kontinentalsperre Napoleons eröffnet der im Maastal entstandenen Schwerindustrie den europäischen Markt, auch die flandrische Textilindustrie erlebt eine Blüte. Antwerpen wird die zentrale Hafenstadt. Diese Entwickling führt zu einem Selbstbewußtsein des französisch geprägten Bürgertums, das seine Identität in ›La Belgique‹ aus dem römischen Provinznamen Belgica abgeleitet, findet.
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Arend, E. et al. (1999). Frankophone Literaturen Ausserhalb Frankreichs. In: Arend, E., et al. Französische Literaturgeschichte. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03287-4_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03287-4_10
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