Zusammenfassung
Die Kommunikation ist ein Thema, von dem man je nach dem Standpunkt behaupten kann, daß es brennend aktuell, d.i. inhaltlos und abgedroschen ist, oder zur abstraktesten Spekulation, wenn nicht zur müßig intellektuellen Spielerei gehört. Charakteristisch an der Kommunikation solle heute gerade ihr Ausbleiben sein, das sich notwendig tragisch auswirken muß. Die Kommunikationslosigkeit wird für alles schuldig erklärt, worunter wir täglich unverschuldet leiden. Unser persönliches Unbehagen, wie alle gesellschaftlichen und sozialen Übel, wird auf die Mängel der Kommunikation in der heutigen Welt zurückgeführt. Man befreit sich einzeln oder kollektiv von seiner Schuld, bzw. von seinem Verbrechen, indem man sie auf die ominös ausbleibende Kommunikation abwälzt. Sie spielt dieselbe Rolle wie die griechischen Götter, von welchen Nietzsche behauptet, sie seien klug genug von den Menschen erfunden worden, um sie angeblich wahnsinnig zu machen. Wie die Götter der Hybris der Griechen freien Lauf lassen, indem sie dafür verantwortlich gemacht werden,1 befreit uns die Kommunikationslosigkeit von unseren Sünden. Genauer gesagt: Die Kommunikation, gerade dadurch, daß man sie für unmöglich hält, macht uns unschuldig wie das Kind.
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Paul, J.M. (1989). Der Weg des Menschen oder Kommunikation und Liebe bei Jaspers. In: Harth, D. (eds) Karl Jaspers. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03283-6_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03283-6_3
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-00666-0
Online ISBN: 978-3-476-03283-6
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