Zusammenfassung
Bereits die Mummenschanz, die Hauptszene des 1. Akts, ruft »die griechische Mythologie hervor, die, selbst in moderner Maske, weder Charakter noch Gefälliges verliert« (Regieanweisung vor 5299). Offen oder verdeckt verweisen die Namen, Gebärden und Reden der Figuren auf antike Muster: Gärtner und Gärtnerinnen bilden »Chöre«, die Rosenknospen zählen sich »Florens Reich« zu, mit den Grazien, Parzen und Furien beginnen die Auftritte mythologischer Gottheiten, die in Faust-Plutus und Kaiser-Pan ihren Abschluß finden. Hier liefert die Antike der Selbstauslegung der Moderne die Bilder. Aber das Gefallen an der Verkleidung treibt über das bloße Rollenspiel hinaus und erzeugt am Hof den Wunsch, jene gespielte Antike im Original zu sehen. Von der Mummenschanz nimmt das Verlangen, Helena und Paris zu beschwören, seinen Ausgang. [142] Dem scheinbaren Herrn des Festes, dem Kaiser, dessen Amt sich auf antike Tradition beruft, steht es an, die Beschwörung des Scheins von Antike zu fordern. Es bleibt nicht ohne Folgen, daß Mephistos ironische Enkomiastik den Kaiser als »zweiten Peleus« apostrophiert und ihm »den Sitz alsdann auf des Olymps Revier« zugewiesen hatte (6026 f).
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Schlaffer, H. (1998). Die Gegenwart der Vergangenheit der Antike Helena. In: Faust Zweiter Teil. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03273-7_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03273-7_8
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01619-5
Online ISBN: 978-3-476-03273-7
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