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Die Welt der Stadt

Der Verschollene (1912–1914) und Die Verwandlung (1912)

  • Chapter
Kafka
  • 78 Accesses

Zusammenfassung

»Durch die Mitte des vergangenen Jahrhunderts«, schrieb 1912 der Industrielle und Politiker Walther Rathenau, »geht ein Schnitt. Jenseits liegt alte Zeit, altmodische Kultur, geschichtliche Vergangenheit, diesseits sind unsere Väter und wir, Neuzeit, Gegenwart.«[1] Dieser von Rathenau genannte Schnitt trennt die moderne Industriegesellschaft von ihrer vorindustriellen Vergangenheit. Im Unterschied zu den meisten Versuchen, geschichtliche Veränderungen zu ermitteln, nach denen man die Geschichte in Epochen gliedern kann, hat Rathenaus Versuch durchaus Überzeugungskraft. Wir wissen von zeitgenössischen Augenzeugen wie Engels und Mayhew, welch drastische Veränderungen positiver oder negativer Art die industrielle Revolution im Leben der Betroffenen sogar in England hervorgerufen hat, wo sie vergleichsweise langsam verlief. In den deutschsprachigen Ländern begann die Industrialisierung später, und die Veränderungen in den Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen traten dementsprechend unvermittelter ein. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte Deutschland England als größte Industriemacht überholt; fast die Hälfte seiner Bevölkerung lebte in Städten von mehr als 5000 Einwohnern. Im österreichisch-ungarischen Kaiserreich verlief die industrielle Revolution langsamer.

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Anmerkungen

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Robertson, R. (1988). Die Welt der Stadt. In: Kafka. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03255-3_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03255-3_2

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