Zusammenfassung
Ich habe mich manchmal gefragt, wo ich wohl heute stünde, wenn ich als Deutscher mit Deutschen lebte. Die Frage mag müßig sein in Bezug auf mich selbst, gibt aber mit Rücksicht auf die in Deutschland verbliebenen Freunde zu denken. Denn auch wer außerhalb der Partei steht, ist als Deutscher in das deutsche Geschehen verflochten, und ich selbst habe mitdestruiert, ehe die Wege sich trennten. Das geschah, als Hitler zur Macht kam und nun positiv etwas wollte, was der aus höchst verschiedenen Quellen zusammengeflossenen Destruktion ein Ende bereitete, wie es ihr selbst nicht im Sinn lag. Andrerseits gab es aber auch kein bloßes Zurück auf dem Weg der Kritik des Bestehenden, der so nah an den Umsturz herangeführt hatte, daß dieser jene Kritik hatte ablösen können. Erst das vollendete Faktum des Umschwunges zwang mich zur Revision der geistigen Richtung, in der ich mich seit den Freiburger Studienjahren fortbewegt hatte, ohne zu wissen wohin. Der Prüfstein war für mich meine Stellung zu Nietzsche.
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Löwith, K. (1986). Noch ein Nachwort. In: Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03222-5_5
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