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Miss Sara Sampson

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Book cover Lessings Trauerspiele
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Zusammenfassung

Die Frage nach dem ›Erlebten‹, die die Goethe-Philologie ins Brot gesetzt hat, findet an Lessings Werken keine Nahrung; bei ihm ist alles ›erlernt‹. Lessing-Philologie war und ist wesentlich Suche nach literarischen Vorbildern und Quellen. Gelegentlich haben zwar die Interpreten ersatzweise fremde Biographien zur Quelle der Sara ernannt. So hat man das Stück als Dramatisierung der Biographie Swifts gelesen [1]; und Peter Weber entledigt sich der Pflicht, literarische Werke als Abbildung sozialer Widersprüche zu deuten, indem er wahrscheinlich zu machen versucht, Gleims unglücklicher, am Widerstand des eifersüchtigen Vaters scheiternder Heiratsversuch habe Lessing dazu inspiriert, »das Problem des Widerspruchs von individuellem Liebesanspruch und ständisch-familialer Reglementierung am Schicksal Saras zu diskutieren«. [2] Aber das ist eine Deutungsformel, die — wie mir scheint — Gleims Liebesgeschichte noch weniger trifft als Lessings Stück; denn wenn da jemand die Grenzen »ständisch-familialer Reglementierung« im Interesse eines »individuellen Liebesanspruchs« überschritt, dann gewiß nicht Gleim durch seine korrekt betriebene Werbung, sondern allenfalls der Vater durch seine pathologische Eifersucht [3]; und dann zeigt die relative Beliebigkeit und Austauschbarkeit solcher Analogien ohnehin nur, auf wie extrem formalisierte Weise die dramatische Mimesis interpersonales Geschehen vergegenwärtigt.

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Anmerkungen

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Ter-Nedden, G. (1986). Miss Sara Sampson. In: Lessings Trauerspiele. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03215-7_2

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