Zusammenfassung
Die im Gestus der negativen Dialektik Adornos konstatierte Verschreibung des Subjekts an den Text, von dem es schreibt, wird scheinbar von Szondi ihrer Dialektik entblößt zum einfachen negativen Absehen »vom eigenen Ich« (H, 290). [1] Jedoch der Satz, der sich als Motto zu Szondis hermeneutischem Verfahren anzubieten scheint, spricht, so sehr er implizit das eigene Verfahren markiert, explizit von einem poetischen Text: vom fragmentarischen, unabschließbaren Ende eines Hölderlin-Gedichtes (Wie wenn am Feiertage…). Unabschließbar ist dieser Text nach Szondi wegen der Intervention dessen, was bei Hölderlin »der andere Pfeil« heißt. Anders ist dieser Pfeil im Unterschied zu »Des Vaters Strak«, der sich in den Zeichen der Natur und Geschichte offenbart, und der — wiederum in Hölderlins Worten — von den Dichtern »ins Lied / Gehüllt« dem Volk gereicht werden soll. Um diese objektiven Zeichen auszulegen, im poetischen Text einzufassen, soll das schreibende Ich von sich absehen. Seine Intervention bringt den Text zum Scheitern.
Darum sucht der Gedanke Schutz bei Texten. Das ausgesparte Eigene entdeckt sich in ihnen. Aber sie sind nicht Eigenes: das in den Texten Entdeckte beweist nicht das Ausgesparte.
(Adorno)
Verlangt wird also eine Offenheit, eine Empfänglichkeit, die vom eigenen Ich absieht.
(Szondi)
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Nägele, R. (1985). Peter Szondi: Text, Geschichte und das kritische Subjekt. In: Text, Geschichte und Subjektivität in Hölderlins Dichtung: »Uneßbarer Schrift gleich«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03207-2_1
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