Zusammenfassung
Charlotte sagt gern »Zelle« zu ihrer Stube im Schloß, in der sie »immer erblindeter« zwei Jahrzehnte verwartet hat, lichthungrig, in verschiedenen Dämmerungen, in Dunkelheit und immer im Kampf um ihren Seelenfrieden. Manchmal lassen sich Besucher melden, die sie nicht empfängt, wenn sie morgens kommen, weil sie dann noch im Bett liegt, nicht, weil sie krank ist, sondern weil sie das ewige Sitzen schlecht verträgt. Gewöhnlich hört sie niemand, »als der mir vorliest, schreibt oder kocht«. Zum Vorlesen und Diktieren kommt meist der junge Eduard Pose, das Kochen besorgt Charlottes Aufwärterin Mina, die, wenn niemand sonst sich findet, das Vorlesen übernehmen muß — bis auch ihre Augen zu schwach werden: »Leider ist die Mina zum Lesen vor mehreren Wochen plötzlich unfähig geworden, ihre letzte Vorlesung war in Don Quichote, gestern meinte sie, als sie mir sagte, daß sie bei der Stelle, wo der Ritter der traurigen Gestalt und Sancho in die Grube gefallen, stehengeblieben, nun würde sie ein Leben lang nicht erfahren, wie diese wieder herausgekommen.«
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Naumann, U. (1985). Immortelle. In: Charlotte von Kalb. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03202-7_44
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03202-7_44
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-00567-0
Online ISBN: 978-3-476-03202-7
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)