Zusammenfassung
»Im Dezember nach Bayreuth. In der Wohnung, die mir bestimmt war, fand ich alles leer, noch kein Möbel.« Charlotte setzt an den Anfang ihrer Ehe auch schon das Bild ihrer Auflösung. Sie sagt »mir« und nicht »uns«. Sie löscht auch das »Dazwischen« aus: In ihren »Erinnerungen« kommen die Möbel nie, bleibt die Ehe ein leerer Raum, darin Heinrich und Charlotte »in tiefster Wesenheit geschieden«. Wir wissen nur: sie haben miteinander gelebt und gegessen, geredet, haben miteinander geschlafen und Kinder gezeugt, aber wie sie miteinander umgegangen sind, wissen wir nicht. Briefe der Eheleute haben sich nach Charlottes Willen nicht erhalten. Nur Spuren dieses Umgangs finden sich, die oft das Gefühl vermitteln, als ertappte man mit ihnen Charlotte beim Lügen. Dieser Mann, mit dem sie in den Erinnerungen nichts hat als einen gemeinsamen Namen, soll, wie wir hören, seine Frau geliebt, soll gar eifersüchtig gewesen sein? An diesen Fremden Heinrich von Kalb soll sie (bei einem winterlichen Ausflug) so fürsorglich gedacht haben, wie wir in einem kleinen Billett lesen können? »Mein Mann wird die Ehre haben, die Damen zu begleiten. Aber haben Sie die Güte, für ihn zu sorgen und ihm einen Pelz zu schicken, damit weder Zug noch Kälte ihm schaden — ich fürchte bei seinem heftigen Katharr.«
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Naumann, U. (1985). Der Hoffnung Atmen. In: Charlotte von Kalb. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03202-7_12
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03202-7_12
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-00567-0
Online ISBN: 978-3-476-03202-7
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