Zusammenfassung
Die Wissenschaftsgeschichte der Germanistik gehört zu den vernachlässigten Disziplinen. Nach einem kurzen Aufschwung in der Mitte der sechziger Jahre und einem spezifischen Interesse an einer Aufarbeitung der Ideologien des Faches im Kontext der Studentenbewegung sind jüngere und ältere Germanisten mit seltenen Ausnahmen zur Tagesordnung ihrer traditionellen Arbeitsgebiete zurückgekehrt. Hie und da erscheint zwar immer noch ein Aufsatz oder eine Monographie über ein Spezialproblem. Im Deutschen Literaturarchiv in Marbach wurde 1972 eine eigene Arbeitsstelle zur Förderung der Wissenschaftsgeschichte der Germanistik eingerichtet — die Sichtung von Germanistennachlässen ist seit 1979 aus Geldmangel ins Stocken geraten. Unter den zahlreichen Kongressen und Symposien der letzten Jahre galt meines Wissens nicht eine umfangreichere Veranstaltung der Wissenschaftsgeschichte. Der Anstoß, der von den Vorträgen auf dem Deutschen Germanistentag 1966 in München unter dem Thema Germanistik — eine deutsche Wissenschaft (Lämmert et al., 1967) ausging, brachte zunächst zahlreiche Diskussionen in Gang — heute steht nach wie vor eine Aufarbeitung der Fachgeschichte während des »Dritten Reichs« aus.
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Sauder, G. (1982). Fachgeschichte und Standortbestimmung. In: Harth, D., Gebhardt, P. (eds) Erkenntniz der Literatur. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03172-3_14
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