Zusammenfassung
»Noch sind wir nicht das Volk der Leichen und Gespenster, wozu uns unsere Poeten machen möchten.«[1] Dieser Kernsatz Schmidtscher Argumentation zeigt die Frontstellung gegen die vor- und nachmärzliche Literaturproduktion, gegen die Verfasser von Revolutionsdramen, Elendsgeschichten und sozialen Romanen, gegen die Gutzkow, Waldau und Giseke, um nur die bekanntesten zu nennen. Sie alle geben nicht die im Kern gesunde Wirklichkeit wieder, sondern unsittliche Problemstellungen, gesuchte Konflikte und unaufgelöste Dissonanzen, ihre Lösungen verletzen vielfach das bürgerlich-protestantische Ethos der Grenzboten-Redakteure, deren Einfluß auf die öffentliche Meinung der nachrevolutionären Epoche nicht leicht zu überschätzen ist. Nie wurde wohl die Literaturkritik des gesunden Menschenverstandes so massiv und so erfolgreich vorgetragen wie in den Jahren unmittelbar nach der gescheiterten Revolution. Trotz der jüngsten Veröffentlichungen von Widhammer, Kinder und Steinecke scheint uns die Literaturpolitik der Schmidt und Freytag noch nicht genügend erhellt.[2] Steinecke weist ihnen im Anschluß an Widhammer »eine zentrale Rolle«[3] für das Realismus- und Romankonzept der 50er Jahre zu, ohne allerdings selbst genauer darauf einzugehen. Die Pionierarbeit Widhammers, der dem Vorschlag Sengles folgte, sich »an die sehr klaren und dezidierten Theoretiker der realistischen Bewegung«[4] zu halten, um zu einem klaren Realismusbegriff zu gelangen, hat den allgemeinen Rahmen abgesteckt, innerhalb dessen wir den Zusammenhang von Romanbegriff und dargestellten Konflikten, von Konflikten und ihren romanimmanenten Lösungen, von diesen Lösungen und ihrer Debatte in der Literaturkritik in den folgenden Abschnitten erörtern wollen.
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Anmerkungen
Julian Schmidt: Geschichte der Deutschen Literatur seit Lessing’s Tod. Vierte, durchweg umgearbeitete und vermehrte Auflage, Leipzig 1858, Dritter Band. S. 154.
Vor allem Steinecke bleibt sehr knapp. H. Steinecke: Romantheorie und Romankritik, S. 204–211.
Ebd., S. 210.
F. Sengle: Biedermeierzeit, Band I, S. 257.
H. Widhammer: Realismus und klassizistische Tradition, S. 55.
Ebd. S. 55.
Ebd. S. 61. Widhammer beschränkt sich allerdings, der Fragestellung seiner Arbeit gemäß, auf die Literaturtheorie im allgemeinen. Daher hat Steinecke recht, wenn er schreibt: »Allerdings gehen weder Widhammer noch Kinder näher auf den Romanbegriff von Schmidt und Freytag ein; so fehlt weiterhin jede Spazialuntersuchung zu diesem Kernstück der »Grenzboten«-Literaturtheorie. Steinecke: Romantheorie und Romankritik, S. 304.
H. Kinder: Poesie als Synthese, S. 179.
J.[ulian] S.[chmidt]: Die Reaction in der deutschen Poesie. In: Grenzboten 10/I/I (1851), S. 17–25. Alle Zitate ebd.
W. Hahl: Reflexion und Erzählung, S. 200. Bei Hahl gesperrt.
Ebd. S. 221.
Anonym: Zum neuen Jahr. In: Grenzboten 10/I/I (1851), S. 1–3; Zitat S. 1.
Anonym [= Julian Schmidt]: Ein kurzes Vorwort zum neuen Semester. In: Grenzboten 10/II/III (1851), S. 1–5; Zitat S. 1.
Anonym [= Julian Schmidt]: Vorwort zum neuen Semester. In: Grenzboten 11/II/III (1852), S. 1–9; Zitat S. 3. Das folgende Zitat ebd. S. 4.
Dabei wissen die Grenzboten mehr von den sozialen Konflikten der 50er Jahre, als in ihr Literaturprogramm eingeht. Der Verfasser beginnt mit der kategorischen Feststellung: »daß es die sociale Frage ist, deren Lösung eine der Hauptaufgaben der Gegenwart bildet, darüber hat die öffentliche Meinung längst entschieden. Wie die vulkanische Materie im Innern des Erdkörpers, gährt es in den Tiefen der Gesellschaft«. S. D. [= Schulze-Delitzsch?]: Die Bestrebungen zur Hebung der arbeitenden Classen. In: Grenzboten 16/II/III (1857), S. 210 ff., S. 255 ff., S. 410 ff. und S. 488 ff.; Zitat S. 210. Vgl. auch den Beitrag: Anonym: Die Arbeiterassociationen in Deutschland. In: Grenzboten 16/II/III (1857), S. 121–136.
Anonym: Zum ersten Januar. In: Grenzboten 17/I/I (1858), S. 1–2. Beide Zitate S. 2. Ganz andere Perspektiven zeichnete der in Anmerkung 15 genannte Artikel: »Erst seit dem außerordentlichen Aufschwung der Industrie […] kennen wir bei uns das industrielle Proletariat […] Massen mittelloser Arbeiter, welche, zu ganz speciellen mechanischen Verrichtungen herangebildet, einzig in ihnen Beschäftigung finden. Von dem bei dem größern Theile niedrig bemessenen Lohne, der ihre einzige Existenzquelle bildet und meist nur zur dringenden Lebensnothdurft hinreicht, können sie nichts oder sehr wenig sparen. Sobald daher durch Unglücksfälle, Krankheit, Alter ihre Arbeitsfähigkeit geschwächt oder vernichtet wird, sind sie dem Elend Preis gegeben. Außer diesem Endziel ihrer Laufbahn, das ihnen stets vor Augen schwebt, bedroht aber auch noch jede Handelskrise, jeder Unglücksfall des Fabrikunternehmers […] ihre Existenz.« Ebd. S. 211.
W. Hahl: Reflexion und Erzählung, S. 206. Bei Hahl kursiv.
Vgl. dazu das Vorwort zu Soll und Haben.
Anonym [= Gustav Freytag]: Die Technik des Dramas. In: Grenzboten 8/II/III (1849), S. 11–22; Zitat S. = 13.
Heinrich von Treitschke: Adresse an Gustav Freytag zum 30. Juni 1888. In: Ders.: Historische und politische Aufsätze vierter Band, Leipzig 19202, S. 218. Es ist die offizielle Grußadresse der Berliner Universität zu Freytags 50jährigem Doktorjubiläum.
Gustav Freytag: Die Technik des Dramas, Leipzig 18722. Alle Zitate ebd. Die erste Auflage erschien 1863. Die zweite Auflage ist, abgesehen von stilistischen Änderungen, textgleich mit der ersten.
Gustav Freytag: Erinnerungen aus meinem Leben, Leipzig 1887, S. 262. Ebd. fordert er vom Romanschreiber, »die Handlung in einem Höhepunkt und in großer Schluß Wirkung zusammenzuschließen.«
Anonym [= Gustav Freytag]: Die Technik des Dramas. In: Grenzboten 8/II/III (1849), S. 11–22; Zitat S. 13. Vgl. dazu auch H. Widhammer: Realismus, S. 68.
»Der moderne Dichter hat dem Zuschauer die stolze Freude zu bereiten, daß die Welt, in welche er ihn einführt, durchaus den idealen Forderungen entspricht, welche Gemüth und Urtheil der Hörer gegenüber den Ereignissen der Wirklichkeit erheben. Menschliche Vernunft erscheint […] als einig und eins mit dem Göttlichen, alles Unbegreifliche der Weltordnung nach den Bedürfnissen unseres Geistes und Gemüthes umgebildet.« (79)
Ähnlich über »Kampf«, »Reaktion« und »Schlußkatastrophe«, die »mit unwiderstehlicher Gewalt den Helden unterliegen macht«, in: G. Freytag: Die Technik des Dramas, S. 95.
Gustav Freytag: Willibald Alexis. In: Ders.: Vermischte Aufsätze aus den Jahren 1848 bis 1894. Herausgegeben von Ernst Elster, Leipzig 1901, Erster Band. S. 110–115; das folgende Zitat ebd. S. 114.
Gustav Freytag: Willibald Alexis. [E. Grenzboten, 1854] In: Ders.: Aufsätze zur Geschichte, Literatur und Kunst, Gesammelte Werke 16. Band, Leipzig 19113, S. 185–196; alle Zitate ebd.
H. Widhammer: Realismus, S. 143.
Vgl. dazu H. Widhammer: Realismus, S. 122f.
Freytags Forderungen bleiben über zwanzig Jahre hinweg völlig konstant. In seinem kurzen Essay Für junge Novellendichter aus dem Jahre 1872 heißt es lapidar: »Wer menschliches Thun und Leiden in Roman oder Novelle künstlerisch behandeln will, muß dasselbe zweckvoll so zurichten, daß der Leser eine einheitliche, abgeschlossene, vollständig verständliche Geschichte empfängt, die ihn erfreut und erhebt, weil ihr innerer Zusammenhang dem vernünftigen Urtheil und den Bedürfnissen des Gemüthes völlig Genüge thut.« Zitiert nach: Gustav Freytag: Aufsätze, S. 217–223, Zitat S. 218 [E: Im Neuen Reich, 1872].
Anonym [= Gustav Freytag]: Deutsche Romane. Neues Leben. Eine Erzählung von Berthold Auerbach. In: Grenzboten II/I/I (1852), S. 95–102. Alle Zitate ebd.
Gustav Freytag: Doppelleben. [E: Grenzboten, 1865]. In: Ders.: Vermischte Aufsätze, S. 133–138, ebd. S. 133. Es handelt sich um den gleichnamigen Roman von Wilhelmine von Hillern.
Zur Spielhagen-Kritik vgl. auch Gustav Freytag: Erinnerungen aus meinem Leben, Leipzig 1887, S. 374 f.
Zitiert nach der in Anmerkung 32 angeführten Rezension des Romans von Wilhelmine von Hillern, ebd. S. 135 f.
Freytags Gebrauch dieses dramentechnischen Begriffs ist nur ein Beispiel für die unterschiedslose Verwendung der dramen- und romantechnischen Termini. Gustav Freytag: Ein Roman von Louise von Francois. In: Ders.: Vermischte Aufsätze, Erster Band, S. 139–147; Zitat ebd. S. 143. Alle folgenden Zitate ebd. [E: Im neuen Reich, 1872].
Anonym [= Gustav Freytag]: Zwischen Himmel und Erde. In: Grenzboten 15/II/IV (1856), S. 121–126. Die entscheidenden Passagen übernimmt dann Julian Schmidt unter Angabe der Quellen in seine Literaturgeschichte. Vgl. auch Anonym (= Julian Schmidt): Otto Ludwig. In: Grenzboten 16/II/IV (1857), S. 401–412; Zitat S. 407. Schmidt rät gegen »die trübe Weltanschauung […] zum echten Humor« (410).
Gustav Freytag: Hannele: In: Deutsche Revue XIX/2 (1894), S. 124–129. Alle Zitate ebd. Die Besprechung ist nicht in die Gesammelten Werke aufgenommen, auch die Hauptmann-Forschung hat von ihr, soweit wir sehen, keine Kenntnis.
Man vgl. dazu den Brief Freytags an den Herzog vom 22. Januar 1890: »Seit 1848 hat es keine Zeit gegeben, wo der Friede der Staaten so gesichert erschien und keine, wo die Umsturzideen im Innern der Staaten so planvoll und organisiert die soziale Ordnung der Staaten bedrohten. Die Bemühungen des Kanzlers, durch große Reformgesetzgebung die Interessen der Massen von den Agitatoren ab, und dem Staat zuzuleiten, könnten in 50, in 100 Jahren vielleicht eine gute Wirkung ausüben, wenn uns so lange gelänge, die organisirten Ausbrüche der Unzufriedenheit im Zaume zu halten. Aber dazu ist geringe Aussicht.« Zitiert nach: Gustav Freytag und Herzog Ernst von Coburg im Briefwechsel 1853 bis 1893. Herausgegeben von Eduard Tempeltey. Mit zwei Abbildungen. Leipzig 1904, S. 329.
G. Freytag: Erinnerungen; alle Zitate ebd.
Zur Bedeutung dieses Ereignisses für die Zeitgenossen und den zeithistorischen Roman vgl. die Arbeit von Hartmut Eggert: Studien zur Wirkungsgeschichte des deutschen historischen Romans 1850–1875. Frankfurt am Main 1971, S. 85 und passim. Aufschlußreich für die nationalistischen gründerzeitlichen Erwartungen an den Romanschluß sind die Rezensionen des Schlußbandes der Ahnen, auf die wir hier nur verweisen können: Paul Lindau: Der letzte Band der Ahnen von Gustav Freytag. In: Die Gegenwart Nr. 51, Jg. 1880, S. 398–401. Ernst Ziel: Gustav Freytag. In: Ders.: Litterarische Reliefs. Dichterportraits Zweite Reihe, Leipzig 1887, S. 140–195, bes. S. 76. Otto Brahm: G. Freytag, Die Ahnen. In: Deutsche Litteraturzeitung Nr. 15, Jg. 1881, Sp. 584–586.
Das folgende Zitatin: G. Freytag: Erinnerungen, S. 374 f. Ebenfalls 1887erschien Spielhagens vieldiskutierter Roman Was will das werden?, Dokument all jener ungelösten Konflikte der Kaiserzeit, die Freytag nicht mehr dargestellt wissen wollte.
Noch 1882 sieht er »in dem Leben und Geschick unserer Fürstengeschlechter, […] das Walten göttlicher Vorsehung in Großem und Kleinem, in Schuld und Strafe«, und er versichert der Herzogin, daß sich »die ewige Vernunft in der Weltordnung« in jedem einzelnen Menschenleben offenbare. Briefe an die Herzogin von Sachsen-Coburg-Gotha vom 5. Dezember 1882, zitiert nach: G. Freytag: Briefwechsel, S. 404.
Michael Kienzle: Der Erfolgsroman. Zur Kritik der poetischen Ökonomie bei Gustav Freytag und Eugenie Marlitt, Stuttgart 1975. Hartmut Steineckes Abschnitt seiner Habilitationsschrift, »Die Auseinandersetzung mit Freytags »Soll und Haben« als Spiegel der Romanauffassung der Zeit«, gehört zu den schwächeren Partien des sonst überzeugenden Buches. Fontanes umfangreiche Kritik erscheint nur am Rande, Auerbach und Giseke, der doch Marggraff erst die Argumente geliefert hatte, fehlen ganz, und von Prutz’ glänzender Kritik an Freytag meint Steinecke, sie bleibe »punktuell« (216). H. Steinecke: Romantheorie und Romankritik, S. 212–220.
Freytag an den Herzog im Brief vom 26. Juli 1856. In: G. Freytag: Briefwechsel, S. 5.
Brief an den Herzog vom 27. Juli 1853, ebd. S. 7. Das folgende Zitat ebd. S. 8.
Ebd. S. 24. Auch dieser Brief ist an den Herzog gerichtet; das Zitat ist bei Freytag gesperrt.
An den Herzog am 26. November 1854; ebd. S. 36.
Zitiert nach: Paul Ulrich: Gustav Freytags Romantechnik, Marburg 1907, S. 10.
An Gustav Freytag im Brief vom 26. April 1855; ebd. S. 38. Ähnliches steht im Brief des Herzogs vom 28. Juni 1856: »Lassen Sie uns das Volk belehren von Irrthümern in Wissenschaft, Politik und Religion. Zeigen wir uns ihm als seine Lehrer, erwerben wir. sein Vertrauen! Lassen Sie uns eine muthige Kette von Aposteln der Aufklärung bilden und predigen wir getrost ein jeder in seiner Sprache, der heilige Geist wird uns schon nicht fehlen.« Ebd. S. 64.
Brief des Herzogs vom 26. April 1855, ebd. S. 38.
Gustav Freytag: Deutsche Dorfgeschichten. [E: Grenzboten 1862]. In: Ders.: Vermischte Aufsätze Erster Band, S. 127–132; Zitat S. 128.
Anonym: Ein gutes Wort für die Bourgeoisie. In: Grenzboten 8/II/IV (1849), S. 281–288; ebd. S. 281; im Text gesperrt.
Ebd. S. 284. Vgl. dazu S. 286: »Ein Staat aus Proletariern ist ebenso unmöglich als ein Staat aus Edelleuten. […] Die Bourgeoisie muß das Volk absorbieren.«
Gustav Freytag: Soll und Haben. (= Gesammelte Werke von Gustav Frey tag, vierter Band), Leipzig 19093, S. 1. Das Zitat aus der Widmung an den Herzog.
G. Freytag: Soll und Haben, S. 1.
G. Freytag: Soll und Haben, S. 398.
Gustav Freytag: Bilder aus der deutschen Vergangenheit, Leipzig 188414. Zur politischen Intention der Bilder vgl. den Brief vom 29. März 1859 an den Herzog in: G. Freytag: Briefwechsel, S. 111. In der Verklärung des bürgerlichen Arbeitsethos, im Doppelglück zweier Ehen kulminiert übrigens auch Die Verlorene Handschrift auf die wir hier nicht näher eingehen. Der Held, ein deutscher Professor, findet nach langen Irrwegen und Versuchungen durch die Adelswelt wieder zurück ins bürgerlich-eheliche Glück. Gustav Freytag: Die verlorene Handschrift. Roman in fünf Büchern, vierte Auflage, Leipzig 1865. Auch in seinem eigenen Leben sieht Freytag die Forderungen der poetischen Gerechtigkeit erfüllt, auch ihm ist für sein »Thun in Strafen und Lohn die Vergeltung immer völlig und reichlich geordnet [worden].« Nach dieser Verbeugung vor der Vorsehung folgt in rhetorischer Coda diejenige vor der weltlichen Herrschaft, mit der die »Erinnerungen« harmonisch schließen: »Zuletzt aber darf ich, ein bejahrter und unabhängiger Mann, dem die Gunst der Mächtigen nichts Großes zutheilen kann, als höchsten Gewinn meines Lebens das Glück rühmen, welches mir, gleich Millionen meiner Zeitgenossen, gegeben worden ist durch Einen, der auf die Siebzigjährigen herabsieht, wie auf ein jüngeres Geschlecht, durch unseren guten Kaiser Wilhelm und durch seine Helfer, den Kanzler und den Feldherrn.« G. Freytag: Erinnerungen, S. 377.
Hartmut Steinecke geht in seiner Habilitationsschrift auf diesen Mißstand ein — ohne ihn zu beheben: »Allerdings gehen weder Widhammer noch Kinder näher auf den Romanbegriff von Schmidt und Freytag ein; so fehlt weiterhin jede Spezialuntersuchung zu diesem Kernstück der ›Grenzboten‹-Literaturtheorie.« Daß sie zur Rezeption des Romans ebenfalls völlig fehlt, zeigt auch Kienzle. Er behauptet zwar, Freytags Roman verschaffe den [?] Lesern »von Beginn an eine fast absolute Identifizierungssicherheit in bezug auf den zentralen Helden« (27), bleibt den Beweis dafür aber schuldig. Die empirischen Belege, die ein differenzierteres Bild ergeben könnten, behandelt er viel zu knapp — noch dazu ohne allzu große Kenntnis der Literatursituation der 50er Jahre. Vgl. dazu Michael Kienzle: Der Erfolgsroman, S. 50–52, besonders seine wenig treffenden Bemerkungen über »Gottschall und die Anhänger des jungdeutschen Idealismus«, ebd., S. 51. Das erste Zitat in H. Steinecke: Romantheorie und Romankritik, S. 304.
Die wichtigsten Beiträge der Kontroverse sind jetzt zugänglich in Max Bucher u. a. (Hrsg.): Realismus und Gründerzeit Band 2, S. 323–346.
M. Kienzle: Der Erfolgsroman, S. 50. Auf den entscheidenen, von den Zeitgenossen bemerkten und von Freytag intendierten Paradigmawechsel vom alten Typus des »Wilhelm Meister« zu »Anton Wohlfart« geht Kienzle nur in einer die Autorintention nicht treffenden Nebenbemerkung ein. Ebd., S. 27.
Theodor Fontane: Gustav Freytag Soll und Haben. In: Ders.: Literarische Essays und Studien. Erster Teil, Gesammelt und herausgegeben von Kurt Schreinert (= Sämtliche Werke Band XXI/1), München 1963, S. 214–230; Zitat S. 215. Abgesehen von Fontanes gelegentlichen Einwänden gehört diese Rezension zu den positivsten der Zeit überhaupt. Die Verbindung des frühen Fontane mit dem Grenzboten-Realismus Julian Schmidts, den er bis in die 70er Jahre offensichtlich sehr schätzte, wäre wohl eine Einzeluntersuchung wert. Vgl. dagegen Walter Müller-Seidel: Theodor Fontane. Soziale Romankunst in Deutschland, Stuttgart 1975, S. 407.
Theodor Fontane: Unsere Lyrische und Epische Poesie Seit 1848 [E: 1853]. In: Ders.: Literarische Essays und Studien, S. 7–33; Zitat S. 13.
Die Rezension erschien in: [Augsburger] Allgemeine Zeitung, Nr. 250, Jg. 1855, S. 3994–3996. Sie wurde wiederabgedruckt von R. Leppla: Berthold Auerbachs Besprechung von »Soll und Haben«. In: Gustav-Freytag-Blätter, Nr. 28, 14. Jg. 1969, S. 2–7. Alle Zitate ebd.
Dies wird in der Wirkungsgeschichte des Romans im 19. Jahrhundert dominierend. Vgl. Hellmut Mielke: Der deutsche Roman. Vierte umgearbeitete und stark erweiterte Auflage, Dresden 1912, S. 187. Und Friedrich Seiler: Gustav Freytag. Ein Lebensbild, Leipzig o. J. [1898], S. 117.
Anonym [= Felix Dahn]: Moderne Literatur. Soll und Haben, Roman von Gustav Freytag. In: Beilage zur Nr. 266 der Neuen Münchener Zeitung. Mittwoch, 7. November 1855, o. S. Wiederabgedruckt in: Felix Dahn: Bausteine. Gesammelte kleine Schriften. Dritte Reihe, Berlin 1882, S. 9–14. Dort ohne Angaben des Erstdruckes. Wir zitieren nach dem Erstdruck.
Hermann Marggraff: Ein Roman, »der das deutsche Volk bei seiner Arbeit sucht«. In: Blätter für lit. Unterhaltung, Nr. 25, Jg. 1855, S. 445–452.
Eher noch in Gutzkows unglücklicher Polemik, über der aber seine sonstigen Erkenntnisse zum Roman nicht vergessen werden sollten: »Den Roman an die Welt der Arbeit verweisen heißt ihn in seiner Natur aufheben; denn es ist gerade das Wesen des Romans, die Wochentagexistenz des Menschen gleichsam beiseite liegen zu lassen und seinen Sonntag zu erörtern. Wir verstehen unter Sonntag die Offenbarung seiner poetischen Natur, sei es nun im Leiden oder im Handeln.« Anonym [= Karl Gutzkow]: Der Roman und die Arbeit. In: Unterhaltungen am häuslichen Herd, Nr. 44, 3. Bd. (1855), S. 702–703. Zitat S. 702.
Marggraff beruft sich in seiner Replik auf einen Angriff der Grenzboten auf einen »unbefangenen Rezensenten«, »mehr ein Lobredner als Tadler des Buchs, [der] nicht umhinkonnte, auf den freilich der Verbreitung des Buchs bei jetzigen Zeitläufen gewiß nur förderlichen reactionären Geist des Romans aufmerksam zu machen, indem er die Verhältnisse so schildert, als ob bereits alle socialen und politischen Conflicte ihre Lösung gefunden hätten und als ob es sich jetzt wirklich nur noch um die Erwerbs- und Bodenmeliorationsfrage handele.« Hermann Marggraff: Die Kritik und »Soll und Haben.« In: Blätter für lit. Unterhaltung, Nr. 36, Jg. 1855, S. 662–664; Zitat S. 662.
Diese Wendung aus Marggraffs Rezension zitiert der absichtlich verspätet publizierte glänzende Verriß von Robert Prutz: Gustav Freytag. Eine literaturhistorische Skizze. In: Deutsches Museum 8/2 (1858), S. 441–458. Die Wendung ebd. S. 455. In der Sache geht Prutz nicht über Marggraff und Giseke hinaus.
Vgl. ebd. S. 451: »Die Geschichten einfacher Werther’scher Herzensleiden sind von den Geschichten complicirter Geld- und Erwerbsleiden verdrängt worden; denn was wir an Leidenschaften etwa besitzen, hat in der Geld- und Erwerbsfrage seinen Brennpunkt.« Rudolf Gottschall kommt in seiner Literaturgeschichte zu einem ähnlichen Urteil. Es sei »ungeschickt, das Werk als eine verbesserte Auflage des ›Wilhelm Meister‹ zu verherrlichen«, Wohlfarts ganzer Bildungsgang bestehe darin, »daß er am Schluß zu der Einsicht kommt, eine reiche Kaufmannstochter passe besser für ihn, als eine arme Baronesse.« Rudolf Gottschall: Die deutsche Nationalliteratur, Dritter Band, S. 582.
Marggraff zitiert R.[obert] Giseke: Soll und Haben. Roman in sechs Büchern von Gustav Freytag. Eine Charakteristik. In: Novellen-Zeitung Nr. 20, I. Jg., 3. Folge (1855), S. 311–318. Während die Leipziger bewußt nur den Konflikt Adel-Bürgertum thematisierten, haben die kritischen Rezensenten längst den ausgesparten Konflikt mit dem vierten Stand entdeckt. Diese Erkenntnis der Zeitgenossen legte erst Leo Löwenthals Analyse wieder frei, allerdings ohne Kenntnis der damaligen Kritik. Leo Löwenthal: Gustav Freytag — der bürgerliche Materialismus. In: Ders.: Erzählkunst und Gesellschaft. Die Gesellschaftsproblematik in der Deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts. Mit einer Einleitung von Frederic C. Tubach, Neuwied und Berlin 1971, S. 120–136.
Anonym [Sign.: Gr.]: Drei deutsche Romane. Soll und Haben von Gustav Freytag. Der grüne Heinrich von Gottfried Keller. Die Vagabunden von C. v. Holtei. In: Abendblatt zur Neuen Münchener Zeitung, Nr. 105, S. 417–418; Nr. 111, S. 441–442; Nr. 119, S. 473–474, Jg. 1857.
Soll und Haben charakterisiert der Rezensent wie folgt: »Alles zusammengefaßt ist die Moral des reichen Buches und dieser Art von Kaufmannscarriere, daß auch ein Unbemittelter sich durch Gewissenhaftigkeit, Treue und Noblesse des Charakters aus dem Proletariat in die Reihe der Besitzenden aufschwingen könne«. Anonym [Sign.: Gr.]: Drei deutsche Romane, S. 418.
Der Rezensent beweist auch ein für die Zeit ungewöhnliches Verständnis für den tragischen Schluß von Kellers Grünem Heinrich. Für ihn ist klar, »daß, wenn der Strebende dennoch der Misère der realen Wirklichkeit unterliegt, ob schuldig oder schuldlos […] daß ein solcher Untergang immer noch eine andre Bedeutung hat, als wenn eine Ladung Colonialwaaren [!] von unzurechnungsfähigen Passatstürmen verschlungen wird […] das ist die innere Größe auch des Romans von Keller«. Ebd. S. 474. Das Schicksal des »Grünen Heinrich« sei »die eigentliche Tragödie jenes vollen schönen Wollens, das aus dem socialen Uebel eines überspannten Bildungsbedürfnisses quillt, dem nichts fehlt, als die materiellen hinreichenden Mittel. Es ist der Roman aller jener Gefahren und Klippen, an denen ein ganzer Mann, aber eine halbe Künsterseele scheitern muß, die es nur darin versah, daß sie nicht gleich in einer adligen Wiege, in sorgenfreien glänzenden Verhältnissen geboren wurde, denn nur dann hat dies ästhetische, hamletähnliche Brüten über Humanität und Kunst, über die Ewigkeit und drei Tage ein Recht.« Ebd. S. 473.
Vgl. dazu die jüngsten Ausführungen von Georg Jäger: Der Realismusbegriff in der Kunstkritik. In: Max Bucher u. a. (Hrsg.): Realismus und Gründerzeit Band 1, S. 9–31.
Anonym [= J. Schmidt]: Neue Romane. In: Grenzboten 12/II/I (1853), S. 361–372. Zu Julian Schmidt vgl. den informativen und interessanten Artikel Constantin Rößlers in der Allgemeinen Deutschen Biographie, Bd. 31 (Scheller — Karl Schmidt) Leipzig 1890, S. 751–768. Schmidt habe »auf die Periode des deutschen Geisteslebens, in der er wirkte, einen weit größeren Einfluß geübt, als er bis jetzt geschätzt worden.« (751)
J.[ulian]S.[chmidt]: Neue Romane. In: Grenzboten 19/II/IV (1860), S. 481–492; Zitat S. 481.
Anonym [= J. Schmidt]: Pendennis. Roman von Thackeray. In: Grenzboten. 9/I/I (1850), S. 116–117. Alle Zitate ebd. S. 117.
Vgl. dazu die Äußerung in einer Romanrezension: »Die gemeine Misere des Lebens bietet keinen Stoff für Tragödie.« J.[ulian] S.[chmidt]: Neue Romane. In: Grenzboten 13/I/I (1854), S. 401–407; Zitat S. 407.
Anonym [= J. Schmidt]: Thackeray. In: Grenzboten 12/I/I (1853), S. 43–49; alle Zitate ebd.
Anonym [= J. Schmidt]: Literatur. Deutsche Romane. In: Grenzboten 12/I/I (1853), S. 77–80; beide Zitate S. 78.
Anonym [=J. Schmidt]: Wilhelm Meister im Verhältniß zu unsrer Zeit. In: Grenzboten 14/I/II (1855), S. 441–455; Zitat S. 441.
Bereits Anfang der sechziger Jahre kommt aber die stärker werdende Tendenz der Versöhnung von Klassik und Realismus zur Geltung. Für die nationale Literaturgeschichtsschreibung war damit Soll und Haben in die Klassik-Tradition eingereiht: »Vergleichen wir die Grundidee in Soll und Haben und in Wilhelm Meister, so ist sie in beiden Dichtungen ganz dieselbe: die ideale Sehnsucht in der Menschenbrust, welche eine glänzende Welt außerhalb sucht und endlich zu der Wahrheit geführt hat, daß das Glück des Lebens allein in der bildenden Kraft besteht, welche wir im eigenen Busen pflegen und in einem bestimmten Beruf anwenden.« Gustav Freytag und die deutsche Dichtung der Gegenwart. Von Dr. Constantin Rößler, außerordentlicher Professor an der Universität zu Jena, Berlin 1860, S. 51 f.
Anonym [= J. Schmidt]: Der sociale Roman in Deutschland. In: Grenzboten 13/I/II (1854), S. 41–47. Alle Zitate ebd.
Anonym [= G. Freytag]: Literatur. Deutsche Romane. In: Grenzboten 12/I/I (1853), S. 77–80. Jetzt auch abgedruckt in Max Bucher u. a. (Hrsg.): Realismus und Gründerzeit Bd. 2, S. 71–72.
Julian Schmidt: Geschichte der deutschen Literatur seit Lessing’s Tod, vierte, umgearbeitete und vermehrte Auflage, drei Bände, Leipzig 1858, Bd. 3; alle Seitenzahlen in Klammern.
J.[ulian] S.[chmidt]: Adalbert Stifter. Der Nachsommer. Eine Erzählung von Ad. Stifter. In: Grenzboten 17/I/I (1858), S. 161–172.
Anonym [= J. Schmidt]: Neue Romane. In: Grenzboten 15/I/I (1856), S. 401–312; alle Zitate ebd.
Anonym [= J. Schmidt]: Neue Romane. In: Grenzboten 13/II/III (1854), S. 328–341.
Anonym [= J. Schmidt]: Neue Romane. In: Grenzboten 14/II/III (1855), S. 165–175. Die Rezension beschäftigt sich an Hand von Alfred Meißners Der Pfarrer von Grafenried grundsätzlich mit der Situation des deutschen Romans.
Anonym [= J. Schmidt]: Neue Romane. In: Grenzboten 13/II/IV (1854), S. 401–414; alle Zitate ebd.
Auch in Bleakhouse sei der Dichter versucht gewesen, »das Häßliche mit besonderer Vorliebe zu studieren, weil alle Difformität die Seele stärker berührt, als das harmonisch in sich Abgeschlossene.« Anonym [= J.Schmidt]: Bleakhous [!] von Dickens. In: Grenzboten 13/I/I (1854), S. 178–186; Zitat S. 179.
Julian Schmidt: Hermann Grimm’s »Unüberwindliche Mächte«. In: Preußische Jahrbücher 20 (1867), S. 155–169. Zitat S. 155. Vgl. dazu die Besprechung des Romans durch Fontane, der einen noch stärker pragmatisch orientierten Standpunkt vertritt als der von ihm bis in die siebziger Jahre hochgeschätzte Julian Schmidt: Theodor Fontane: Hermann Grimm. Unüberwindliche Mächte. In: Ders.: Literarische Essays und Studien. Erster Teil, S. 275–280.
Anonym [= J. Schmidt]: Iwan Turgenjew’s »Väter und Söhne.« In: Grenzboten 28/II/I (1869), S. 1–8. Zur breiten zeitgenössischen Diskussion Turgenjews vgl. unsere Arbeit S. 78 ff.
J.[ulian] S.[chmidt]: Neue deutsche Romane. Der Majoratsherr. Von Th. Mügge. […] Weihnachtsabend. Roman von Th. Mügge. […] In: Grenzboten 12/I/II (1853), S. 121–128.
Schon anläßlich der Ritter vom Geiste hatte er geschrieben: »Die poetische Darstellung auch erbärmlicher Charaktere muß immer dem höchsten Zweck der Poesie, der sittlichen Läuterung und Reinigung des Gemüthes dienen. […] Man muß sehr genau wissen, wen man mit moralischen Fußtritten zu entlassen hat, und die weichliche Rücksicht, daß Fußtritte wehe thun, darf bei diesem Schluß nicht stören.« (60) Anonym [= J. Schmidt]: Die Ritter vom Geist. In: Grenzboten II/I/II (1852), S. 41–63.
Die Wendung zum Roman als bloßer Unterhaltung kündigt sich in einem Essay von 1862 über George Sand an: »Ihre neuesten Arbeiten suchen nicht eben mehr sociale Probleme zu stellen und zu lösen; sie begnügen sich, poetische Unterhaltung zu gewähren [und] gehören […] zu dem Gesundesten und Frischesten, was das kaiserliche Frankreich auf dem Gebiete der Dichtkunst bis jetzt geleistet hat.« Julian Schmidt: Studien zur französischen Literatur- und Cultur-geschichte. VIII. George Sand. In: Preußische Jahrbücher 9 (1862), S. 28–56; Zitat S. 43.
Anonym [= J. Schmidt]: Die Sansara und andere Romane. In: Grenzboten 17/I/II (1858), S.486–491.
Auch weniger provozierende Lösungen finden Schmidts Billigung nicht. Es sei »ein etwas deprimirendes Resultat«, wenn ein Roman mit einer Ehe schließe, »wo der Gatte eine andere Frau mehr liebt, als die er sich wählt«. Anonym [= J. Schmidt]: Neue Romane. Die Brautschau. Roman von Caroline von Göhren. In: Grenzboten 15/II/III (1856), S. 77.
Anonym [= J. Schmidt]: Neue Tendenzen der französischen Novellistik. In: Grenzboten 11/I/II (1852), S. 418–422; Zitat S. 420.
Anonym [= J. Schmidt]: Studien zur Geschichte der französischen Romantik. Honoré de Balzac. In: Grenzboten 9/II/I (1850), S. 420–430. Ganz ähnlich lautet Schmidts Stellungnahme zu Eugène Sues früheren Romanen. Anonym [= Julian Schmidt]: Studien zur Geschichte der franzöischen Romantik. Eugen [!] Sue. In: Grenzboten 9/I/II (1850), S. 81–90; beide Zitate S. 86.
Anonym [= J. Schmidt]: Neue Tendenzen der französischen Novellistik. In: Grenzboten 11/I/II (1852), S. 418–22. Ähnlich schon 1849 in einer Balzac-Kritik: »Eugen Sue und die übrigen Moralisten seiner Branche haben bei ihrer epischen Objectivität immer noch den sittlichen Hintergedanken […] Balzac und seine Schule […] stellt die verkehrte Welt des Unrechts mit aller Naivität einer zweiten Unschuld dar.« Anonym [= J. Schmidt]: Rückblick auf das Jahr 1848. In: Grenzboten 8/I/I (1849), S. 1–22; Zitat S. 17.
Anonym [= J. Schmidt]: Adam Bede und andere Romane. In: Grenzboten 19/I/II (1860), S. 287–292; Zitat S. 288.
Anonym [= J. Schmidt]: Neue Romane. In: Grenzboten 12/II/I (1853), S. 361–372; Zitat S. 365. »Mit der sittlichen Tendenz dieses Romans sind wir im höchsten Grade einverstanden«, heißt es zwei Jahre später zu Fanny Lewaids Adele, wenngleich am Schluß auch hier »eine freilich nur sehr notdürftige Versöhnung« eintrete. Anonym [= J. Schmidt]: Adele, Roman von Fanny Lewald. In: Grenzboten 14/I/I (1855), S. 462–464; Zitate S. 462 und 463.
Anonym [= J. Schmidt]: Die Ritter vom Geist. In: Grenzboten 11/I/II (1852), S. 41–63; Zitat S. 61; gesperrt bei Schmidt.
J.[ulian] S.[chmidt]: Aesthetik des Häßlichen. Von Karl Rosenkranz. In: Grenzboten 12/II/I (1853), S. 1–9; Zitat S. 3. Kursiv von uns.
Julian Schmidt: Jeremias Gotthelf. In: Grenzboten 9/I/II (1850), S. 489–494; beide Zitate ebd. S. 492.
J. Schmidt: Geschichte der deutschen Literatur, Band 3; die folgenden Zitate ebd. mit den Seitenzahlen in Klammern.
So schon in: Anonym [= J. Schmidt]: Barfüßele, von B. Auerbach und andere neue Romane. In: Grenzboten 16/I/I (1857), S. 127–134; ebd. S. 128. Dort heißt es auch, Auerbach habe »die Tragödien entwickelt, die uns in dem gewöhnlichen Leben umgeben.« Es ergebe sich aber dadurch »keine ganz gesunde Atmosphäre […] und es bleibt sehr die Frage, ob die Poesie das Recht hat, Ausnahmefälle in einer Form darzustellen, als ob sie die Regeln enthielten.« Ebd. S. 127.
Man vgl. dazu die Schlußsätze des Abschnitts »Sociale Romane«: »der subjective idealistische Dünkel, der sich allen Ordnungen entfremdet hatte, war das Vorspiel und das Motiv zu der Haltlosigkeit des Volks in den Tagen von 1848.« J. Schmidt: Geschichte der deutschen Literatur, Dritter Band, S. 239.
Gustav Freytag macht mit seiner Römertragödie Die Fabier (1858) die Probe aufs Exempel.
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Rhöse, F. (1978). Konflikte und sittlich-harmonische Lösungen — der bürgerliche Optimismus der Grenzboten. In: Konflikt und Versöhnung. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03086-3_8
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