Zusammenfassung
[545] Da ist ein Roman anzukündigen, wo man nur einfach erzählen darf, was uns melodisch Herz und Geist bewegt habe bei langsamer, ununterbrochen reizender, nach allen Seiten genügender und nicht selten entzückender Lektüre, wo man nur den Stoff und die Handhabe desselben zu referiren braucht, um auszudrücken: da ist ein guter, da ist ein schöner, da ist ein vortrefflicher Roman bei Schaub in Düsseldorf erschienen, und Karl Immermann ist der Verfasser. Derselbe Immermann, dem wir immer vorwarfen, er wisse sich der herrschenden Bedürfnisse, Richtungen und Sympathieen nicht zu bemächtigen, oder er verschmähe es wenigstens in herber Weise. Alles das muß ihm abgebeten werden: dieser Roman beherrscht alle Regungen in Form und Gedanken, welche die vorletzte Zeit erlebt hat, und Alles das ist so reif und fertig und scharf gebildet in Immermann’s Auffassung und Darstellung, Alles das ist unter einen so weiten, wohlthuenden Schirm der Bildung aufgenommen, Alles das ist so weich und sanft und so talentvoll an die dunkelgrüne Bergwand poetischen Hintergrundes, poetischer Forderungen angelehnt, daß es eine innige und große Freude gewährt. Jene Freude einer großartigen Erfüllung, welche bei so mannigfach pulsirender Zeit so selten werden kann — wollt Ihr patriotische Bezügnisse um jeden Preis herausstellen, so erkennt und rühmt sie, indem Ihr eine Bildungsgröße erkennt und rühmt, wie sie solch ein Werk an den Tag legt, indem Ihr solch ein Buch als den eigentlichen deutschen Roman aufnehmt und würdigt, in welchem unsere besten Eigenschaften auf’s Beste gefaßt und gestaltet werden.
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Nachweise und Anmerkungen
die heillose Kritik Menzels: Menzel hatte seine verschiedenen kritischen Äußerungen über Immermann kurz zuvor in der 2. Auflage seines Werkes »Die deutsche Literatur« (1836, Tl. 4, S. 243) zusammengefaßt. Menzel nennt Immermann hier u. a. »überall unbefriedigend« und urteilt: »Er macht den Eindruck eines vielseitigen Talents, das ohne alle Begeisterung thätig ist …«.
im vierten Buche: richtig: im dritten Buch
Concinnität: Kunstform, kunstgerechte Zusammenfügung
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Laube, H. (1976). Immermann’s Epigonen 1836. In: Romantheorie und Romankritik in Deutschland. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03055-9_26
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03055-9_26
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-00324-9
Online ISBN: 978-3-476-03055-9
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