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Die Hofnarren

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Jean Pauls »Komet«
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Zusammenfassung

Es erscheint einigermaßen problematisch, die Nikolaus begleitenden Figuren, die von mir so genannten Hofnarren, die seinen engeren Hofstaat ausmachen, in einem Kapitel zusammenzufassen. Dies ist in erster Linie eine methodisch-interpretatorische Schwierigkeit. Denn diese Hofnarren stehen, anders als die drei Kernfiguren Nikolaus, Amanda und Kain (drei verschiedene Verkörperungen einer Idee), kaum zentral für den Aspekt, unter dem der Komet bisher untersucht wurde. Zwei von ihnen, Süptitz und Renovanz, sind sogar weitgehend frei von solcher Selbstparodie. Die Hofnarren sind allesamt Randfiguren. Sie bilden den äußeren Ring, der den im Zentrum stehenden Nikolaus umgibt; den innern, Nikolaus unmittelbar umschließenden Ring stellen Kain und Amanda dar. Der Kandidat Richter steht als einziger außerhalb dieser Konstellation (Libette wohl auch, aber ihre Figur ist über Umrisse nicht hinausgekommen). Gerade von seinen Rändern her erfüllt der Roman sich mit Leben. Allein darum darf eine Darstellung wenigstens der wichtigsten unter den Randfiguren nicht versäumt werden.

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Anmerkungen

  1. Schon Friedrich Schlegel kritisierte dies in seinem Athenäums-Fragment über Jean Paul: »Überhaupt läßt er [Jean Paul] sich fast nie herab, die Personen darzustellen; genug, daß er sie sich denkt und zuweilen eine treffende Bemerkung über sie sagt« (Fr. Schlegel, Kritische Schriften, a. a. O., S. 81). Die Schwäche der Jean Paul’schen Charaktergestaltung bemängelte in jüngster Zeit auch Peter Michelsen, Laurence Sterne und der deutsche Roman des 18. Jahrhundert, S. 393 f.

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  2. Max Kommerell, Jean Paul, S. 379.

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  3. Ebda, S. 378 f. Diese Einteilung deckt sich im wesentlichen mit der Peter Michelsens (Laurence Sterne, S. 351). Seine erste Gruppe, die der Weltmenschen, fehlt im Komet allerdings völlig.

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  4. Herman Meyer, Der Sonderling in der deutschen Dichtung, S. 82.

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  5. SW 2, I, 67.

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  6. Vgl. auch Peter Michelsen, Laurence Sterne, S. 354.

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  7. Schon die Namengebung ist Ironie. Schmelzle, der ein Hasenfuß ist, hört auf den Taufnamen Attila!

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  8. In der 1825 erschienenen Kleinen Nachschule zur ästhetischen Vorschule findet sich die ganz ähnlich lautende Forderung: »Allein je lächerlicher eine Geschichte, eine Handlung ist, desto ernster, kälter und mit desto weniger Folie von Anspielungen werde sie gegeben« (V 468).

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  9. Auch Freudel hat solch ein System: »Gewisser ist wohl nichts, als daß manchen Menschen ein tückischer Dämon verfolgt und ihm lange Sperrhaken ins Getriebe seines Lebens steckt, wenn es gerade am besten umläuft und eben ausschlagen will« (IV 206).

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  10. SW 2, I, 83.

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  11. Kurt Berger, Jean Paul, S. 390.

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  12. Darin aber erinnert Süptitz an den pedantischen Kaplan aus dem Kampaner Tal, der »die Epopöe der Natur nicht wie ein Naturmensch genoß, noch wie ein Naturforscher skandierte, sondern wie ein Konrektor zerwarf und versetzte zur Übung im Zusammenbauen« (IV 584). Der Kaplan ist Kantianer; das Pasquill auf ihn ist eine Satire gegen seinen Kantianismus (IV 587 ff).

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  13. Marianne Riegler, Studien zum Problem der dichterischen Existenz Jean Pauls, S. 114: »Diesem Frohauf Süptitz und seiner Reflektiertheit muß genauso, wie den anderen Figuren des Romans der existentielle Zusammenhang seines Charakters unbekannt bleiben, bis zur Erscheinung des Ledermenschen.«

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  14. Elisabeth Endres, Jean Paul, S. 150.

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  15. SW 3, VI, 234 (Brief an Otto, November 1811).

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  16. SW 3, VIII, 62 (Brief vom 25. 8. 1820).

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  17. Thomas Mann, Doktor Faustus, Frankfurt 1967, S. 495.

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  18. Spazier, Biographischer Commentar V, 148.

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  19. Ebda, 165.

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  20. F. J. Schneider, Jean Pauls Altersdichtung, S. 168.

    Google Scholar 

  21. Spazier, Biographischer Commentar V, 165.

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  22. Parallelen zu Worble finden sich in zwei Bemerkungen des Vita-Buches: »Die Sprech-Laune gibt den Genuß einer wirklichen Poesie im Leben.« Und: »Nichts berauscht mich mehr als das Sprechen, besonders wenn ich dabei trinke oder spreche« (Wahrheit II, 80).

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  23. SW 1, XV, S. 465.

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  24. Vorwort Berend zu SW 1, XV, S. XLVII.

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  25. Ebda.

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  26. F. J. Schneider, Jean Pauls Altersdichtung, S. 175.

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  27. Spazier, Biographischer Commentar V, 164.

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  28. Max Kommerell, Jean Paul, S. 378.

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  29. Günther Voigt, Die humoristische Figur bei Jean Paul. 2. Aufl. 1969 (= Jb. JP-Ges. IV), S. 102.

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  30. Spazier, Biographischer Commentar V, 163.

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  31. Ebda.

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  32. Hanns Danneberg (Wiederkehrende Motive bei Jean Paul) weist darauf hin, daß sowohl Worble, Leibgeber wie Schoppe einen grünen Rock tragen (S. 45). Außerdem trägt Vult einen »grünen Reisehut« (II 644), Giannozzo einen »grünen Mantel« (III 935).

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  33. Peter Michelsen, Laurence Sterne, S. 378.

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  34. Ebda, S. 379.

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  35. Ganz ähnlich verhält sich Giannozzo, als er vom Brocken auf die unter ihm liegende Welt herabblickt: »Drunten liegen die müden Wachslarven der Menschen auf dem Hinterkopf, hier oben steht eine reflektierende auf dem Hals, sagt’ ich und griff über mein Gesicht, um solches wie eine Larve abzunehmen und zu besehen« (III 965).

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  36. Günther Voigt, Die humoristische Figur, S. 74.

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  37. Peter Michelsen, Laurence Sterne, S. 379.

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  38. Ebda, S. 379 f.

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  39. Kurt Berger, Jean Paul, S. 409.

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  40. Michelsen (Laurence Sterne, S. 379) lehnt es ab, in Worble einen umgekehrten Humoristen zu sehen: »Daß Worble seinen Spaß nur zum Spaß treibt — während den früheren Humoristen ihr Scherz stets nur Maske des Ernstes gewesen sein soll —, ist aber im Grunde durchaus konsequent für seine Lebensauffassung, der alles Äußere von totaler Irrelevanz erscheint. Seine Gewohnheit, ›statt eines Einzelnen lieber eine ganze Menschenversammlung ins lächerliche Licht‹ zu stellen, gehört jedenfalls nicht einfach in die Kategorie ›derb-realistischer Rüpel-Späße‹, sondern ist ganz der Definition des Humoristen gemäß, die Jean Paul in der Vorschule gibt.«

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  41. Günther Voigt, Die humoristische Figur, S. 70.

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  42. Das erinnert ein wenig an die Zusammengehörigkeit der Brüder Walt und Vult in den Flegeljahren.

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  43. Ludwig Tieck, Franz Sternbalds Wanderungen. Studienausgabe, hg. v. Alfred Anger. Stuttgart 1966 (Reclams-Universal-Bibliothek Nr. 8715–21), S. 205. Der Text dieser Ausgabe folgt der Erstausgabe von 1798.

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  44. Vgl. dazu das Nachwort Alfred Angers, ebda S. 547.

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  45. Auch die Bezeichnung »Lukas-Stadt« mag eine zusätzliche Anspielung auf die Nazarener darstellen. Sie nannten sich selbst die ›Lukas-Brüder‹ und den ›Lukas-Bund‹. Vgl. dazu auch die S. 33 f der vorliegenden Arbeit.

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  46. Wilhelm Heinrich Wackenroder, Schriften. Reinbek 1968. Rowohlts Klassiker der Literatur und Wissenschaft (Texte deutscher Literatur 1500–1800, hg. v. Karl Otto Conrady), S. 13 f.

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  47. Ludwig Tieck, Franz Sternbalds Wanderungen, S. 41.

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  48. Ebda, S. 99.

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  49. Interessant ist eine Parallele, von der Dorothea Schlegel ihrem Sohn Johannes Veit am 3. 11. 1812 berichtet hat: »Runge beschäftigt sich wie Sternbald immer mehr mit innerlichen Gemälden, als daß er sie frisch auch wirklich zu Stande bringt« (Zitiert nach dem Anhang zu: Ludwig Tieck, Franz Sternbalds Wanderungen, S. 528).

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  50. Novalis, Schriften, a. a. O., I, S. 131.

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  51. Max Kommerell, Jean Paul, S. 379.

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Schweikert, U. (1971). Die Hofnarren. In: Jean Pauls »Komet«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02984-3_7

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