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Der dritte Fragenkreis: Die Probleme des Ganzen

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Probleme der literarischen Wertung
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Zusammenfassung

„Unstreitig ist die Sprache das allerwichtigste Element, wie der Poesie überhaupt, so speziell auch des Dramas, und jede Kritik täte wohl, bei ihr zu beginnen“, notiert sich Hebbel gelegentlich in sein Tagebuch1. Wir beziehen die Bemerkung als Vorwurf auf uns und haben uns zu rechtfertigen ; denn weder haben wir mit der Sprache begonnen, noch haben wir einen eigenen Fragenkreis für sie vorgesehen. Dabei hält heute jede Wissenschaft von der Literatur das für eine Binsenwahrheit, was Hebbel sich seinerzeit notierte. Dichtung ist das, was sie ist, als Sprache. Sie ist als Kunstwerk ein sprachliches Kunstwerk, und es ist nur folgerichtig, daß an ihm gilt, was sprachlich gilt. Die Gesinnung eines Dichters mag so verbindlich sein, wie sie will — wenn er sie nicht in Sprache zu verwandeln weiß, bedeutet sie nichts. Theodor Haecker findet in diesem Punkt weithin ungeteilte Zustimmung, wenn er in Wertungsfragen der Dichtung auf der Sprache als einem absoluten Maßstab insistiert: „Die Sprache allein gehört so unbedingt zum Dichter, daß ohne ihre Sanktion keiner einer sein kann ; erst wenn sie klar und aufrichtig ihr Ja gesagt hat, ist er angenommen, sagt sie Nein, so kann er der Größte sein, ein ehrenwerter Mann nicht nur, sondern ein Genie, ja ein Heiliger -ein Dichter ist er nicht.

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Anmerkungen

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Müller-Seidel, W. (1965). Der dritte Fragenkreis: Die Probleme des Ganzen. In: Probleme der literarischen Wertung. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02978-2_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02978-2_4

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