Zusammenfassung
Eine plastisch gestaltete Erzählung ist ein winziger Ausschnitt aus dem Reich der Erfahrung — und doch gibt sie mehr als die Gesamtheit aller Erfahrung. Das, was als die eigentlich künstlerische Kraft im Kunstwerk dies supranaturalistische „Mehr“ bewirkt — das ist der Stil. Nachdem man auch im deutschen Drama schnell genug eingesehen hatte, daß Naturalismus, d.h. möglichst unstilisierte Lebens wieder gabe, die Nicht-Kunst an sich ist, kam alles darauf an, den dramatischen Stil zu finden. Das heißt zweierlei: eine Formung der Sprache gewinnen, die die spezifischen Inhalte unsrer Zeit aufnehmen kann, und eine Formung der Sprache gewinnen, die Text eines Dramas, d.h. Grundlage der anschaulichen Vorgänge eines theatralischen Gesamtkunstwerks werden kann. Dies beides in einem erfinden, heißt den Stil des neuen Dramas gefunden haben. Ich muß hier betonen, daß für unsre ästhetische Betrachtung der „Stil des neuen Dramas“ und „das neue Drama“ identische Begriffe sind. Nicht der Inhalt, die neue bedeutende Weltanschauung wird über Sein und Nichtsein des neuen Dramas entscheiden: eine Frage des poetischen, sprachkünstlerischen Könnens, im letzten Sinne also eine Frage der Sprachbeherrschung ist es, die hier diskutiert wird.
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Bab, J. (1981). »Hugo von Hofmannsthal und das neue Drama«. In: Ruprecht, E., Bänsch, D. (eds) Manifeste und Dokumente zur deutschen Literatur 1890–1910. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02976-8_32
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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