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Leipziger Sozietäten im 18. Jahrhundert

Die Bedeutung der Soziabilität für die kulturelle Integration von Minderheiten

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Zusammenfassung

Die Erforschung der Soziabilitätskultur, die in den sechziger Jahren in Frankreich begann, ist in den letzten Jahren weit vorangeschritten. Maurice Agulhon hat mit seinen Arbeiten über „la sociabilité méridionale“ im 18. Jahrhundert ein Feld eröffnet1, das bis heute ungebrochen fruchtbar ist2 und in anderen Ländern auf anderen Wegen, etwa durch die ,kulturgeschichtliche Wende‘ in der deutschen Geschichtswissenschaft, erst jüngst erobert wird. Neben Agulhon waren es vor allem die Studien von Daniel Roche über die Organisationsstrukturen der Aufklärungsgesellschaft, die der Soziabilitätsforschung als Vorbild dienten.3 Aus diesen Pionierarbei-ten hat sich eine Konzentration auf die regionalen Verankerungen der Soziabilitätskultur des 18. und 19. Jahrhunderts ergeben, die erst in letzter Zeit durch Hinweise auf den Beginn einer Entwicklung zu stabilen Soziabilitätsmustern im 16./17. Jahrhundert erweitert worden ist.4

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Notizen

  1. Maurice Agulhon, La sociabilité méridionale Confréries et associations dans la vie collective en Provence orientale à la fin du XVIIIe siècle, 2 Bde., Aix-en Provence 1966 [Nachaufl. unter dem Titel: Pénitents et francs-maçons]; ders., Le Cercle dans la France bourgeoise 1810–1848. Etude d’une mutation de sociabilité, Paris 1977; ders., La sociabilité est-elle objet d’histoire?, in: Sociabilité et société bourgeoise en France, en Allemagne et en Suisse, 1750–1850. Geselligkeit, Vereinswesen und bürgerliche Gesellschaft in Frankreich, Deutschland und der Schweiz, 1750–1850, hrsg. von Etienne François, Paris 1986, S. 13–23. — Zur Forschungsentwicklung vgl. zusammenfassend Rolf Reichardt, Zur Soziabilität in Frankreich beim Übergang vom Ancien Régime zur Moderne: neuere Forschungen und Probleme, in: ebenda, S. 27–42.

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  8. Zuletzt u. a. Jürgen Kocka (Hrsg.), Bürgertum im 19. Jahrhundert, 3 Bde., Göttingen 1995; Lothar Gall (Hrsg.), Vom alten zum neuen Bürgertum, München 1991, und die aus diesen Projekten hervorgegangenen Studien. Dennoch bleibt es bei einer Konzentration auf das 19. Jahrhundert, mehr noch, auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts.

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  12. Vgl. die (zu Leipzig allerdings spärlichen) Bemerkungen in Marlies P r ü sener, Lesegesellschaften im 18. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Lesergeschichte, in: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Bd. XIII, Lieferung 1–2 (1972), Sp. 555. Karl Wilhelm Müllers „Literatenkränzchen“ (vgl. Hazel Rosenstrauch, Buchhandelsmanufaktur und Aufklärung. Die Reformen des Buchhändlers und Verlegers Ph. E. Reich [1717–1787]. Sozialgeschichtliche Studie zur Entwicklung des literarischen Marktes, Frankfurt am Main 1986, S. 95), die „Journalistengesellschaft“ und das „Museum“ des Buchhändlers Beygang wären zu nennen.

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  19. Obgleich in anderen französischen Kolonien die Dominanz bestimmter Aktivitäten zu typologischen Kennzeichnungen geführt hat, so die Unterscheidung zwischen Industrie- (Gewerbe-)kolonie, Hofgemeinde, Ackerbaukolonie bzw. Mischtypen am Beispiel Niedersachsens bei Wilhelm Beuleke, Die Hugenotten in Niedersachsen, Hildesheim 1960, S. 174. Die Französische Kolonie in Berlin war dagegen beruflich und sozial sehr differenziert, vgl. Jürgen Wi1ke, Die Französische Kolonie in Berlin, in: Helga Schultz, Berlin 1650–1800. Sozialgeschichte einer Residenz, Berlin 1987, S. 361–393.

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  27. Stadtarchiv Leipzig, Tit. LXII H. 35, Brief Freges vom 9. März 1791, Bl. 1–3. (Hervorhebung von Vfn.).

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  31. Emil Kneschke, Die hundertfünzigjährige Geschichte der Leipziger Gewandhaus-Concerte 1743–1893, Leipzig 1893.

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Middell, K. (1999). Leipziger Sozietäten im 18. Jahrhundert. In: Blaschke, K. (eds) Neues Archiv für sächsische Geschichte. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02964-5_6

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